Vorheriger Artikel
Ausgabe 02/2025
Namen und Nachrichten
Nächster Artikel
Ausgabe 02/2025
Equitana 2025: Lohnenswertes Messe-Highlight
Pferd in Beritt
Betreute Beziehung
Wenn es um Bereiter und Beritt-Pferde geht, kursieren so einige falsche Vorstellungen oder falsche Erwartungen. Dabei ist ein professioneller Beritt für manchen Pferdebesitzer eine gute Möglichkeit, glücklich mit eigenem Pferd durchs Leben zu reiten, ob mit oder ohne Turniersport.
Gründe für einen Beritt des eigenen Pferdes gibt es viele, auch verschiedene Formen sind denkbar: Der Beritt kann durch Unterricht ergänzt werden. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv
„Ich sitze quasi nie frustriert ab. Ich muss mir keine Sorgen machen, wenn ich mal eine Woche nicht zum Pferd komme. Und ich möchte mich mit dem Pferd weiterentwickeln“, erzählt Veronika Waller aus dem bayerischen Wolnzach. Sie ist berufstätig, Mutter von drei Kindern und Pferdebesitzerin. Das Hobby Reiten funktioniert für sie nur relativ reibungslos, weil „ich für mich das perfekte Konzept gefunden habe: Mein Pferd ist in Vollberitt und ich reite meist drei bis viermal in der Woche, oft mit Unterricht.“

Junge Pferde profitieren bei ihren ersten Springversuchen von der Sicherheit eines erfahrenen Ausbilders – der Beritt kann auch disziplinspezifisch erfolgen. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv
Wer selber zu wenig Zeit hat, zu wenig Erfahrung oder wer wegen Krankheit oder eines Auslandsaufenthalts eine Auszeit im Stall hat – in all diesen Fällen könnte ein professioneller Beritt die Lösung sein. Beritt bedeutet eine Ausbildung durch Pferdewirte, Pferdewirtschaftsmeister oder Trainerlizenz-Inhaber, in der Realität auch durch erfahrene oder weniger erfahrene Reiter ohne entsprechende Berufsausbildung – die Prüfung der Qualifikation liegt in den Händen des Pferdebesitzers.
Die Gründe für einen Beritt sind vielfältig, entsprechend individuell muss die Unterstützung des Ausbilders angepasst sein: ob ein mobiler Bereiter stundenweise hilft, ob das Pferd in einen Ausbildungsstall in Vollberitt geht, oder ob Unterricht und Beritt Hand in Hand gehen.
Gute Gründe für einen Beritt
Der Beritt eines Pferdes ist so etwas wie eine betreute Beziehung: „Viele Reiter wollen ihr Pferd bewusst alleine ausbilden – andere holen sich lieber Unterstützung“, weiß Bruno Eidam aus Erfahrung. Er ist Landestrainer der Dressur in Rheinland-Pfalz, Delegierter in der Bundesvereinigung für Berufsreiter (BBR) und Pferdewirtschaftsmeister in Erbes-Büdesheim. „Inzwischen kommt in den meisten Ausbildungsställen die größte Gruppe der Berittpferde aus dem Besitz von Amateurreitern. Die wollen gar nicht unbedingt Turnier reiten, sondern ihre Pferde in einem qualifizierten Einstellbetrieb wissen. Sie möchten ihre Pferde in Form halten und selber guten Unterricht nehmen“, sagt Bruno Eidam. Die Klassiker sind Jungpferde- oder Sportpferdeausbildung, gern wenn der Sprung in die höhere Klasse ansteht und den Besitzern die Erfahrung fehlt. Oder der Beritt talentierter Zucht- oder Verkaufspferde, die im Sport vorgestellt werden sollen, um den Marktwert zu steigern. Manchmal steht auch nach der Grundausbildung ein disziplinspezifischer Beritt an. Oder die Rekonvaleszenz beziehungsweise das Auftrainieren von Pferden nach langer Krankheit. Hat ein Reiter immer wieder bestimmte Schwierigkeiten, haben sich Probleme eingeschlichen, ist das eigene Pferd zur Herausforderung geworden? „Oder es geht darum, das Ausbildungslevel des Pferdes zu erhalten oder zu verbessern? Hier ist die Kombination mit Beritt und Reitunterricht ein guter Weg. Eine große Hilfe kann in dem Rahmen ein Reiterwechsel innerhalb der Unterrichtsstunde sein“, erzählt Bruno Eidam. Dann könne der Kunde nachspüren, wie es sich richtig anfühlt: Zum Beispiel, wie sich das Pferd reell in der Längsbiegung bewegt oder über den Rücken schwingt.
FN-Ausbilderbörse
Die Ausbilderbörse wendet sich an Ausbilder und an diejenigen, die Ausbilder suchen. Trainerinnen und Trainer können sich registrieren und ein Profil mit Kontaktdaten, Qualifikationen, Zielgruppen, Ausbildungsschwerpunkten und Spezialisierungen anlegen. Reiter, Fahrer und Voltigierer können in der Ausbilderbörse über die Suchmaschine gezielt nach Ausbildern in ihrer Region suchen. Gesucht wird nach Postleitzahl und Suchradius von 25, 50, 100 Kilometer oder bundesweit. Die Treffer sind nach Entfernung vom Suchort gelistet. Die Trainer werden über Symbole auf einen Blick charakterisiert: drei Schleifen für Turnier-Erfolge, ein Pferdchen als Zeichen für eigene Schulpferde, ein Auto als Zeichen für mobilen Einsatz. Das stilisierte Passfoto weist auf eine aktuelle DOSBLizenz hin. Im Vorstellungstext stehen Vor- und Nachnamen, Adresse, Emailadresse, Verbandszugehörigkeit, über welche Lizenzen und Nachweise der Ausbilder verfügt, Ausbildungsschwerpunkte, Zielgruppen (Erwachsene/ Kinder und Jugendliche) und einige Infos mehr. Hier geht es zur FN-Ausbilderbörse.

Bei einer passenden Konstellation fühlen sich alle wohl: Besitzer, Bereiter und vor allen Dingen das Pferd – im Zweifel empfiehlt sich ein konstruktives Gespräch mit dem Bereiter. Fotos (2): Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Eine enge Verknüpfung aus Beritt und Unterricht garantiert, dass alle Beteiligten mit den gleichen Erwartungen und Zielsetzungen unterwegs sind.
Recht haben und Recht bekommen
Das Thema Beritt ist eine komplexe Dienstleistung, gespickt mit Emotionen, Sympathien, Hoffnungen, manchmal auch mit Neid und Empfindlichkeiten, und am Ende spielt Geld eine große Rolle. Deshalb rät Rechtsanwältin Jana Niederhäuser von der Kanzlei DWP in Everswinkel zum schriftlichen Berittvertrag: „Alleine wegen der vielen Möglichkeiten des Beritts müssen individuelle Regelungen getroffen werden: Mal steht das Pferd im Stall der Bereiterin und wird dort täglich geritten und versorgt, oder es dreht sich um einen Teilberitt oder um einen mobilen Beritt.“ Je ausführlicher der jeweilige Vertrag gestaltet wird, desto mehr Eventualitäten können abgedeckt werden, insbesondere auch in Bezug auf die Haftung. Punkte, die häufig zu Streit führen und
deshalb geregelt werden sollten, sind: Ausbildungsmethoden, Intensität und Häufigkeit des Beritts, ob der Bereiter oder Auszubildende reiten, es geht um die Häufigkeit von Turnierstarts, Regelungen zu den Geld- und Ehrenpreisen sowie Transportkosten.

Eine ehrliche und offene Kommunikation zwischen dem Besitzer und dem Bereiter des Pferdes ist wichtig. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv
„Die Bereiterin oder der Bereiter muss sich im Klaren darüber sein, dass die Leistung mängelfrei erbracht werden muss. Dazu zählt beispielsweise auch das ausreichende Aufwärmen des Pferdes vor Beginn der Trainingseinheit – Stichwort gesunderhaltendes Reiten!“, erläutert die Rechtsanwältin. Als notwendige Versicherungen rät sie: für den Bereiter eine Berufs- und/oder Betriebshaftpflicht und eine Tierhüterversicherung. Der Pferdehalter sollte eine Reitpferdehaftpflichtversicherung abschließen, in der auch Fremdreiter vom Versicherungsschutz umfasst sind. „Aber Achtung! Das bedeutet nicht, dass die oder der Reiter geschützt ist, sondern nur Schäden, die während des Ritts eines fremden Reiters durch das Pferd entstehen“, warnt Jana Niederhäuser.
Nicht immer so einfach
Manche Ausbilder haben sich frustriert vom Geschäftsfeld des Beritts verabschiedet. Darüber mag kaum einer offen reden. Die Bereiter, die keinen eigenen Stall haben, sind für ihre Berittpferde verantwortlich und damit immer abhängig vom jeweiligen Einstallbetrieb und dessen Zuverlässigkeit. Müssen sie dort die Berittpferde noch mitversorgen oder extra füttern, beim Schmied-, Osteopathie- oder Tierarzttermin dabei sein, wird das zum zusätzlichen Zeit- und Kostenfaktor. Was in der Leistung des Beritts oft nicht miteingerechnet ist, sind Kundenkontakt, mal ein Video per WhatsApp, mal ein Telefonbericht über den Fortschritt oder Besuche vor Ort – da kann im Laufe eines Monats einiges zusammenkommen. Bei allem Enthusiasmus für den Beruf muss der Beritt der Pferde für die Profireiter wirtschaftlich sein.
Mut zum ehrlichen Gespräch
Eine Schere öffnet sich: auf der einen Seite gibt es Kunden, die ihre Pferde möglichst günstig ausbilden lassen möchten, ohne auf die Qualifikation zu achten oder Rücksicht auf das Pferd zu nehmen. Ein Berufsabschluss wie Pferdewirt mit Schwerpunkt Reiten oder mindestens eine Lizenz für den Trainer C/B/A sowie Erfahrung mit unterschiedlichen Pferden ist aber zu empfehlen. Einen großen Wunsch im Sinne des Pferdewohls hat Pferdewirtschaftsmeisterin Romy Wiegmink aus der Grafschaft Bentheim an Pferdebesitzer und Züchter: „Natürlich hält jeder sein Pferd für das Beste. Für eine weitere Ausbildung und den Weg des Beritts müssen im Vorfeld ehrliche Gespräche geführt werden, aus Empathie zum Pferd und für die Wirtschaftlichkeit des Pferdebesitzers als auch des Bereiters“.

„Inzwischen kommt in den meisten Ausbildungsställen die größte Gruppe der Berittpferde aus dem Besitz von Amateurreitern,“ schätzt Bruno Eidam. Foto: privat
Gestatten: die Bundesvereinigung der Berufsreiter
Die Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband e.V. (DRFV) ist die Interessenvertretung für den Beruf des Pferdewirtes. Deutschlandweit gibt es geschätzt 8.000 Pferdewirte und über alle Fachrichtungen hinweg knapp 1.400 Pferdewirtschaftsmeister. Die BBR zählt rund 4.600 Mitglieder. Die Gemeinschaft vertritt die gemeinsamen Anliegen der Auszubildenden, Pferdewirte und Pferdewirtschaftsmeister gegenüber Ämtern, Behörden und Verbänden. Das Anliegen der Vereinigung: Das Ansehen der Berufsausbilder soll in der Öffentlichkeit gestärkt und das Ausbildungsniveau im Reitsport nach den Regeln der klassischen Lehre verbessert werden. Die artgerechte und verantwortungsbewusste Haltung und Ausbildung von Pferden wird als praktizierter Tierschutz gesehen. Übrigens: Laut BBR werden die auszubildenden Pferdewirte Fachrichtung Pferdehaltung und Service in der Kundenberatung und Ausbildung geschult. Die BBR bietet eine Stellenbörse mit Angeboten und Gesuchen in der Pferdebranche. Zur Website der Bundesvereinigung der Berufsreiter: https://www.berufsreiter.com/
Auf der anderen Seite gibt es Pferdebesitzer, die unbedingt bekannte Namen als den Profireiter ihres Pferdes wünschen. Die Gefahr ist, dass das Kundenpferd eins von sehr vielen ist, vielleicht untergeht, wenn es nicht dem allgemeinen Niveau entspricht. Der Pferdebesitzer hat am Ende für sein Pferd die Verantwortung, sollte also vor dem Beritt zum einen ein gutes Bauchgefühl und immer mal beobachten, ob das Pferd sich unterm Sattel und im Stall wohlfühlt, ob es regelmäßig auf die Weide oder auf einen Paddock kommt und so weiter. Kommen Zweifel auf, sollte man sachlich und klar nachfragen: nach der Haltung, die Futterqualität prüfen, fragen, wieviele Pferde der Bereiter neben dem eigenen Pferd noch täglich zu reiten hat? Umgekehrt prüfen verantwortungsvolle Bereiter, ob das Berittpferd auch zu ihnen selbst passt, in ihr Ausbildungskonzept, ob sie Verständnis für den Pferdebesitzer, für dessen Wünsche, für dessen Reit-Niveau und dessen Probleme haben.
Sinn für den reitenden Kunden
Das kennt Waltraud Böhmke aus Belum bei Cuxhaven. Sie ist Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Autorin des Buches „Die Grundschule des Pferdes“. Auf ihren Hof kommen zum Beispiel Pferde in Beritt, weil deren Besitzer an der Schreckhaftigkeit ihrer Pferde scheitern. Wichtiger denn je ist die Absprache vorher: „Ich möchte wissen, welche Probleme das Pferd macht, welche Erlebnisse die Reiter hatten. Dann sprechen wir klar das Ziel des Beritts durch. Dabei möchte ich immer ehrlich beraten. Wir lassen uns nicht unter Zeitdruck setzen. Das Pferd bestimmt den Zeitrahmen, den sollte man nie vorher festlegen. Erst wenn das Pferd wirklich verstanden hat, was wir von ihm wollen, hält das Gelernte dauerhaft.“ Das Ausbildungsziel bei schreckhaften Berittpferden ist ein großes Maß an Zuverlässigkeit – „Zuverlässigkeit hat viel mit Vertrauen zu tun. Wir erarbeiten das vom Boden aus, damit wir es später unterm Sattel abrufen können. Wir konfrontieren die Pferde mit verschiedenen Situationen, arbeiten mit Sensibilisierung und Desensibilisierung, mit Hilfe von Planen, Regenschirmen und sogar mit Rindern.“ Die Pferde sollen lernen, in neuen Situationen ruhig zu bleiben, den Fluchtinstinkt einzudämmen und besser mit ihrer Umwelt umzugehen.
Anwenderfreundliche Pferde
Für Waltraud Böhmke ist es wichtig, dass das Pferd nicht für den Moment des Vorreitens ausgebildet wird, sondern nachhaltig so, dass der Pferdebesitzer es nachreiten kann. Deshalb müssen die Profis den künftigen Reiter gut analysieren: Wie stark ist er mental und körperlich? Das Pferd sollte möglichst so ausgebildet werden, dass es genau auf seinen Besitzer passt. „Wenn das Pferd wieder weg ist, haben wir keinen Einfluss mehr. Deshalb vereinbaren wir zum Beritt-Ende, dass der Besitzer das Pferd noch einige Male unter unserer Aufsicht reitet – auch das kommt immer auf die individuelle Situation an“, sagt Waltraud Böhmke. Was die Kosten für einen Beritt angeht, ist es schwierig, eine Hausnummer zu nennen. Waltraud Böhmke rechnet mit 700 bis 1.000 Euro pro Monat inklusive Pension. Tatsächlich hat jeder Stall je nach Aufwand und Aufgabe eigene Preise, auch spielt der Standort eine Rolle. Je nach Region, je nachdem, ob stadtnah oder im ländlichen Raum variieren die Preise.
Ponys für Kinder ausbilden
Eine eigene Sparte des Beritts mit besonderen Anforderungen ist es, Turnierponys für Kinder und Jugendliche auszubilden. Darauf hat sich Marina Leimkühler aus dem westfälischen Milte spezialisiert. „Mein Opa war Ponyzüchter, daher mein Faible für Reitponys“. Heute bildet sie als Trainerin B Ponys in unterschiedlichen Altersstufen aus. Präzise prüft Marina Leimkühler in einem Gespräch vorab, ob sie mit den Kunden auf einer Wellenlänge ist, wie alt die künftigen kleinen Reiter sind, wie sicher sie im Sattel sind. „Offene und ehrliche Kommunikation ist das A und O. Auch dass ich über Fort- und Rückschritte berichte und ehrlich sage, wenn etwas mehr Zeit braucht.

Marina Leimkühler bildet künftige Turnierponys für Kinder und Jugendliche aus – ihr ist eine ehrliche Kommunikation mit den Pferdebesitzern besonders wichtig. Foto: Jennifer Herz
Oder wenn sich beim Pony Charaktereigenschaften herauskristallisieren, die nicht zu einem Reitanfänger passen. Das Ziel für ein Kinderturnierpony ist, dass das Pony auf feine Hilfen reagiert, aber trotzdem nicht zu sensibel ist.“ Dafür müsse die Grundausbildung möglichst abwechslungsreich gestaltet sein: Ausritte ins Gelände gehören dazu, über den Hof reiten, um Alltagssituationen zu proben. Auch Dressurponys sollen Cavaletti und kleine Sprünge absolvieren, weil die Abwechslung die Psyche des Pferdes anspricht.
Beritt als After-Sales-Service
Wenn Gestüte ihre selbst aufgezogenen Jungpferde zum Verkauf anbieten, gehört inzwischen das Angebot eines Beritts oft zum „Kundendienst“. Das war nicht immer so. Thomas Casper vom baden-württembergischen Gestüt Birkhof erzählt: „In sämtlichen Branchen ist ein After-Sales-Service ganz normal. Nur beim Pferdeverkauf gab es das lange nicht.“ Deshalb gehören auf dem Gestüt Birkhof für Kunden, die dort ein Pferd kaufen oder Züchter, die dort ihre Stuten decken lassen, Angebote wie regelmäßige Lehrgänge auf dem Gestüt oder eben der Beritt zum Service.

Für Thomas Casper vom Gestüt Birkhof gehört der Beritt als After-Sales-Service als Dienstleistung nach dem Pferdeverkauf dazu. Foto: Stefan Lafrentz
„Der Kunde hat eine Vorstellung und auch einen gewissen Anspruch, da reden wir ganz offen und besprechen, was ein reelles Ziel ist. Ich sage da klipp und klar, was geht und was nicht geht. Während der Berittzeit regeln wir zum Beispiel auch die Suche nach dem richtigen Sattel und so weiter“, sagt Thomas Casper. „Für die Bereiter geht es nicht darum, das Beste aus dem Pferd herauszuholen. Sie müssen das Pferd so ausbilden, dass der künftige Reiter damit zurechtkommt.“ Dafür müssen Bereiter die künftigen Reiter des Pferdes gut einschätzen können und deren Möglichkeiten im Ausbildungsplan des Pferdes berücksichtigen. „Ich spüre heute eine große Unsicherheit bei den Leuten und das liegt auch daran, dass es zu wenig Reitschulen und Reitlehrer gibt“, kritisiert Thomas Casper. Die Suche erleichtern Landesverbände, die Listen mit Ausbildungsbetrieben haben. Der Berufsreiterverband ist ebenso Ansprechpartner wie die FN mit ihrer Online-Ausbilderbörse.
Das passende Match
Gold wert sind persönliche Empfehlungen und Einfühlungsvermögen von Profi-Ausbildern. Diesen Glücksfall erlebte Franca Lehfeldt aus Berlin, Inhaberin einer Agentur für Kommunikation und Marketing, vorher Reporterin und Moderatorin. Den PM-Leserinnen und Lesern ist sie bekannt aus der Pferdemenschen-Serie in der Januarausgabe 2024. Als Franca Lehfeldt ihren damals achtjährigen Franziskus- Sohn Fritzantino kaufte, stand sie mitten in der Unternehmensgründung. „Ich brauchte wirklich zuverlässige Unterstützung.“ Die Chefbereiterin des brandenburgischen Stalls Rosencarree vermittelte eine junge Bereiterin – Kaija Schramm, heute 24 Jahre alt und inzwischen im Dressur-Landeskader Berlin-Brandenburg. Franca Lehfeldt mochte Kaija Schramms Art von Anfang an: „Sie ist geduldig und reitet mit ganz feinen Hilfen. Wir sind ein tolles Match voller Synergien: Kaija bringt Fritzi weiter, ich nehme Unterricht bei ihr, so wird eine stringente Ausbildung daraus.“ Ein gutes Beispiel, dass ein passender Beritt weder von bekannten Profi- Namen noch vom Lebensalter der Trainer abhängt. „Ich habe selber erlebt, wie ich als junge Reporterin es genossen habe, wenn mir etwas zugetraut wurde“. Damit bringt Franca Lehfeldt ihrer Bereiterin etwas entgegen, was vielleicht manchmal in der Branche untergeht: Verständnis und Respekt für den Berufsstand der Profi-Reiter: „Heute sprechen alle von der Vier-Tage-Woche – Kaija Schramm arbeitet wie ihre Berufskolleginnen und -kollegen sechs Tage die Woche – sie ist wirklich eine Verfechterin des Leistungsprinzips und brennt für ihren Job – solche jungen Leute braucht der Reitsport und die Gesellschaft.“ Fazit: Das Thema Beritt ist komplex. Egal, wie man es dreht und wendet, das Thema fordert vor allem gegenseitigen Respekt, Sympathie, Empathie und Ehrlichkeit auf allen Ebenen: gegenseitig, dem Pferd gegenüber und vor sich selbst. Dann kann ein Beritt als Assistenz- System so gut laufen wie bei Veronika Waller oder Franca Lehfeldt.
Cornelia Höchstetter
Vorheriger Artikel
Ausgabe 02/2025
Namen und Nachrichten
Nächster Artikel
Ausgabe 02/2025
Equitana 2025: Lohnenswertes Messe-Highlight