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1. Wie im Lehrbuch
Gemäß Richtlinien ist Anlehnung die stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Sie wird vom Pferd gesucht und vom Reiter gestattet. Diesen Wortlaut sollte sich jeder, der Zügel in die Hand nimmt, immer wieder auf der Zunge zergehen lassen.
2. Schlüsselrolle
Die Anlehnung stellt den drittenPunkt der Skala der Ausbildung dar,und damit so etwas wie den heimlichen Mittelpunkt. Denn Anlehnung braucht Takt und Losgelassenheit als Voraussetzung und ermöglicht erst die Entwicklung von Schub- und Tragkraft im Sinne der klassischen Reitlehre.
3. Spiegelbild
Gleichzeitig sagt die Anlehnung sehr viel über die Qualität der gesamten Ausbildung aus. Eine gute Anlehnung ist das Ergebnis guten Reitens, Fehler in der Anlehnung lassen auf Fehler im Reit-System schließen. Meist sind es Defizite in anderen Punkten der Skala der Ausbildung.
4. Rückschlüsse ziehen
Treten Fehler in der Anlehnung auf, ist Ursachenforschung angesagt: Das Pferd tritt nicht an die Hand heran und steht hinter dem Zügel? Dann sind vor allem Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Dehnungsbereitschaft zu fördern. Das Pferd verwirft sich im Genick? Dann ist in Punkto Geraderichten noch einiges zu optimieren.
5. Richtig angehen
Das losgelassene Pferd lässt aus dem Widerrist heraus den Hals fallen und dehnt sich an das Gebiss heran. Es sucht also die Verbindung. Der Reiter gestattet den Kontakt und führt die Zügel mit gefühlvollen, weichen Händen unabhängig vom Sitz.
6. Oben anfangen
Gerade in unserer Richter-Sprache wird immer noch viel aufs Pferd geschoben: Es ist zu eng, zu tief, geht gegen oder über dem Zügel… Dabei kann eine gute Anlehnung nur entstehen, wenn oben eine ruhige Hand die Zügel führt. Wer bei jedem Tritt mit den Händen wackelt, muss sich über eine unruhige Anlehnung nicht wundern.
7. Treiben schafft Anlehnung
Und zwar immer von hinten nach vorne! Durch gute Abstimmung der treibenden und verhaltenden Hilfen stößt sich das Pferd vom Gebiss ab und trägt sich in Selbsthaltung. Alles andere bringt vielleicht den Kopf in eine gewünschte Position, niemals aber ehrliche Anlehnung.
8. Selbstüberprüfung
Wer überprüfen möchte, wie gut die Anlehnung wirklich ist, der nehme regelmäßig die Zügel in eine Hand. Was früher fester Bestandteil aller Dressurprüfungen war, ist heute leider nur noch ein Showprogramm. Dabei zeigt das Reiten mit einer Hand, wie gut es um die Verbindung zwischen Reiter und Pferd bestellt ist.
9. Lass mal locker
Ebenfalls gut geeignet für die Überprüfung ist das Überstreichen. Hier wird ganz bewusst die Verbindung zum Pferdemaul aufgegeben. Der Zügel hängt durch, das Pferd trägt sich selbst und bleibt in Haltung, Takt und Tempo unverändert – oder eben nicht.
10. Hardware checken
Auch wenn Anlehnung vor allen Dingen ein Ausbildungspunkt ist, spielt auch die Ausrüstung eine Rolle. Gerade bei der Wahl des Gebisses und des Reithalfters steht die Passform und der Komfort für das Pferd an erster Stelle. Anlehnungsprobleme durch stramme Reithalfter oder scharfe Gebisse zu kaschieren, ist unreiterlich und gegen die Natur des Pferdes.
Lina Otto
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