Vorheriger Artikel
Ausgabe 01/2018
Namen und Nachrichten
Nächster Artikel
Ausgabe 01/2018
Hilfszügel: wann helfen sie, wann schaden sie?
Verleihung der PM-Awards in Warendorf
Selbstlos engagiert
Mit rund 150 Gästen feierten die Persönlichen Mitglieder die Verleihung der PM-Awards 2017 für
die besten Initiativen zum Wohl des Pferdes. Die Preisträger Yvonne Gutsche, Ulrich Stedefeder
und Petra Steuerwald nahmen eine kunstvolle Trophäe entgegen, die vom Künstler Wolfgang
Lamché für den Award gefertigt wurde.
Abgemagert, verletzt und schwach: Der vierjährige Wallach Amour wurde von Yvonne Gutsche gerettet und intensivmedizinisch wieder aufgepäppelt. Foto: privat
Unter dem Motto „Pray for Amour“ startete Westerntrainerin Yvonne Gutsche aus Bad Wimpfen bei Heilbronn eine Aktion zur Rettung des extrem unterernährten, vierjährigen Wallachs „Amour“ und fünf weiterer Pferde aus schlechter Haltung. „Als ich auf den Hof kam, dachte ich, mich trifft der Schlag“, erzählte Yvonne Gutsche.
Besonders Amour war in einer lebensbedrohlichen Verfassung: auf 300 Kilo abgemagert, übersät mit Wunden und zu schwach, um aus eigener Kraft aufzustehen. „Ich habe keine Sekunde gezögert und um Amours Leben gekämpft.“ In einer Tierarztpraxis wurde der Wallach über zwei Monate intensivmedizinisch behandelt. Die Kosten beliefen sich auf 6.000 Euro pro Monat. Yvonne Gutsche richtete ein Spendenkonto für das Pferd ein und veröffentlichte Amours Geschichte über Facebook und auf ihrer Webseite. Ihr Engagement würdigen die PM mit dem Award in der Kategorie „Retter in der Not“. Laudatorin Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen sagte: „Amour, der keinerlei Lebenserwartung mehr hatte, galoppiert heute über die Wiese. Seine Rettung ist auch ein gesellschaftlicher Spiegel. Wir wünschen uns Zivilcourage, aber am Ende siegt sehr oft die Gleichgültigkeit oder die Angst vor Konflikten. Nicht so bei Yvonne Gutsche. Wir alle sind gefragt, das Leben der Pferde zu schützen. Nicht wegschauen, sondern handeln.“
Yvonne Gutsche und Amour
Foto: privat
Der Künstler Wolfgang Lamché schuf den PM-Award. Fotos: Monika Kaup-Büscher
Pferdemusical
„Wir leben heute in einer Zeit, in der Zeit Geld ist. Die meisten Menschen glauben, von Beidem zu wenig zu haben. Umso wertvoller und bewundernswerter sind diejenigen, die sich mit großem Engagement dem Ehrenamt widmen“, leitete Dressur-Mannschaftsweltmeisterin Helen Langehanenberg ihre Laudatio für Peggy Steuerwald aus Gauersheim bei Mainz ein. Die Gewinnerin der Kategorie „Gemeinsam engagiert“ ist Initiatorin von Pferdemusicals zugunsten tumor- und leukämiekranker Kinder in Mainz. „Nicht nur die kranken Kinder profitieren von diesem Engagement“, so Langehanenberg. „Auch die Kinder, die das Musical einstudieren und vorführen, haben viel Freude an dieser Aktion – lernen aber auch früh gemeinsam Dinge auf die Beine zu stellen und sich verantwortungsvoll zu engagieren.“ Seit 2007 studiert Peggy Steuerwald jedes Jahr mit den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen des Pferdehofs Steuerwald ein anderes Musical ein. Aufgeführt wurden bereits Klassiker wie „König der Löwen“ und „Dschungelbuch“.
65 Helferinnen und Helfer unterstützen das Projekt, als Reiter, Tänzer, Bühnenbildner, Musiker, Techniker oder Schneider. Alle sind ehrenamtlich dabei, so dass sich der Erlös aus Spenden jährlich bei rund 5.000 Euro einpendelt. Peggy Steuerwald, deren dreijähriger Sohn vor einigen Jahren an Leukämie erkrankte, weiß aus Erfahrung: „Auf Krebsstationen fehlt es an allen Ecken und Kanten“. Sie selbst hat vom „Verein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder“ in Mainz viel Hilfe erfahren und ist glücklich, ein bisschen zurückgeben zu können.
Musikalisch stimmte der Christophorus-Jugendkammerchor aus Versmold auf die PM-Award-Verleihung ein.
Durch das Programm führte in bewährter Manier der FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess, unterstützt von PM-Vorstandsmitglied Gabriele Heydenreich.
Charity-Turnier
Für den Gewinner der Kategorie „Verdienstvoller Förderer“, Ulrich Stedefeder, sprach Springreiter Andreas Kreuzer. Stedefeder aus Schlangen bei Paderborn, der selbst lange gegen den Krebs gekämpft hat, organisierte im August 2017 ein Benefiz-Reitturnier zugunsten Krebskranker. „Aus dem Kampf gegen die Krankheit hat Ulrich Stedefeder eine Vision entwickelt“, sagte Kreuzer. „Er hat seine Krebsdiagnose in eine Energie umgewandelt, um anderen mit gleichem Schicksal zu helfen. Er hat es geschafft, Leute aufzuraffen, sie emotional und passioniert zu begleiten und Vorreiter zu sein.“
Ulrich Stedefeder ist ein bekannter Parcourschef aus Ostwestfalen. Als es ihm nach seiner Erkrankung wieder besser ging, reifte die Idee, ein großes Charity-Turnier auszurichten. Im August kamen zahlreiche Größen des Pferdesports, wie Johannes Ehning, nach Schlangen. Unter dem Motto „Ein Dorf macht mit“ wurden zudem ein Bauernmarkt, viel Gastronomie und eine Party mit Livemusik angeboten. Mit Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl hatte der Initiator eine prominente Schirmherrin gefunden. Die Preisgelder wurden nur zum Teil ausgezahlt, der Erlös des Turniers kam der Gesundheitsstiftung Lippe für den Ausbau der Palliativstation am Klinikum Lemgo und dem Paderborner Förderverein für unabhängige psychosoziale Krebsberatung zugute.
Andreas Kreuzer, Deutscher Meister der Springreiter 2016, hielt die Laudatio auf Ulrich Stedefeder, der ein Charity-Turnier für Krebskranke organisierte.
4.500 beim Online-Voting
Die Gewinner des PM-Awards 2017 wurden im Oktober per Online-Voting ermittelt. Über 30 Nominierungen gingen seit Mitte des Jahres in der PM-Geschäftsstelle in Warendorf ein. Die Jury, der die PM-Ehrenvorsitzende Ruth Klimke, Turnierveranstalterin Rosalie Freifrau von Landsberg- Velen, Para-Dressurreiterin Hannelore Brenner, der PM-Vorsitzende Dieter Medow, PM-Vorstandsmitglied Gabriele Heydenreich und Verleger Hugo Matthaes angehören, wählte in drei Kategorien jeweils drei Kandidaten für das öffentliche Online-Voting aus. Ab Oktober stimmten dann knapp 4.500 Voting-Teilnehmer für ihren Favoriten ab.
Dressurreiterin Helen Langehanenberg war Laudatorin in der Kategorie „Gemeinsam engagiert“. Sie würdigte die Arbeit des Pferdehofs Steuerwald.
PM-Vorsitzender Dieter Medow begrüßte rund 150 Gäste im Warendorfer Sophiensaal.
PM-Award 2017 – Retter in der Not – Yvonne Gutsche
PM-Award 2017 – Verdienstvoller Förderer – Ulrich Stedefeder
PM-Award 2017 – Gemeinsam engagiert – Pferdehof Steuerwald
Die Plätze 2 und 3
In der Kategorie „Retter in der Not“ belegen die bayerischen Freiwilligen Feuerwehren Aufkirchen, Pöring, Erding und die Wasserwacht Erding den zweiten Platz. Sie hatten in einer dramatischen Rettungsaktion einen 22-jährigen Wallach geborgen, der mit seiner Reiterin in den Isarkanal gefallen war. Als die Feuerwehr am Unglücksort eintrifft, hatte sich die Reiterin schon ans Ufer retten können. Die starke Strömung riss das Pferd allerdings mit in Richtung Kraftwerk Aufkirchen. Ein Eisengitter, das Treibgut aufhalten soll, bremst das Pferd ab. Der Plan, das Tier mit Schlingen und einem Kran aus dem Wasser zu holen, scheitert. Dann wird von einer anderen Wehr ein Netz zur Rettung von Großtieren organisiert, mit dessen Hilfe die Aktion erfolgreich verläuft. Das Pferd wird sofort tierärztlich versorgt, ist aber wohl wie seine Reiterin mit dem Schrecken davon gekommen.
Camill Freiherr von Dungern begeistert seit 45 Jahren Jugendliche in seinen Jagdreiter-Lehrgängen.
Platz 3 belegt der Gnadenhof „Die Arche“ in Lehrte. Gründerin Marion Korroch nimmt alte und kranke Pferde auf, die von ihren Besitzern nicht mehr versorgt werden können. 35 Pferde werden von ihr und einem engagierten ehrenamtlichen Helferteam betreut. In der Kategorie „Verdienstvoller Förderer“ rangiert Camill Freiherr von Dungern aus Dorfmark auf Platz 2. Er organisiert in jedem Sommer – und das seit 45 Jahren – einen Jugendlehrgang im Jagdreiten. Rund 80 Kinder und Jugendliche lernen eine Woche lang das Einmaleins des Jagdreitens und werden mit der Kultur und den Traditionen vertraut gemacht. „Anfangs ist es immer recht chaotisch, aber nach einer Woche sind sie wie an einem Faden gezogen im Gelände unterwegs“, erzählt er. Ziel ist es, die Jugend fürs Jagdreiten zu begeistern. Von Dungern, der seit 40 Jahren die bekannte Niedersachsen-Meute führt, beklagt, dass es kaum Ausbilder gibt, die die Jagd mit ihren Schülern trainieren.
Der zwölfjährige Yannick Nestorowicz belegt den dritten Platz. Seit drei Jahren bringt er mit Shetty Paula jeden Sonntag im Winter den Weihnachtsmann zum Ascherslebener Weihnachtsmarkt, wo dieser Geschenke und Süßigkeiten an Kinder verteilt. Der Junge aus Aschersleben bereitet mit seiner Shetlanponystute Paula auch alten Menschen viel Freude. Anfangs fuhr er mit seiner Kutsche nur am Seniorenheim St. Elisabeth vorbei, später besuchte er die Bewohner mit seiner vierbeinigen Freundin regelmäßig. Die alten Menschen freuen sich stets, wenn sie das liebe Pony sehen und streicheln können. In der Kategorie „Gemeinsam engagiert“ geht der zweite Platz nach Köln. Der Kölner Schutzhof für Pferde ist sowohl Tierschutz- als auch Jugendprojekt. Die derzeit 28 Pferde, die aus Notsituationen gerettet wurden und in gute Hände gelangen sollen, werden von 20 Kindern und Jugendlichen betreut und bewegt. Einige von ihnen leisten Sozialstunden ab. Das Jugendprojekt wird vom Jugendamt der Stadt Köln gefördert. „Soziale Kompetenzen, Selbstwertgefühl und Verantwortungsbewusstsein sollen geschult werden. Die Kinder aus dem städtischen Umfeld bekommen hier zudem einen Bezug zur Natur“, erläutert Vorstandsmitglied Sabine Verbeek.
Yannick Nestorowicz erfreut mit seinem Shetlandpony Paula die Bewohner eines Seniorenheims in Aschersleben.
Platz 3 belegt die Ostalb Horse Tour, eine regionale Mannschaftsserie für Springreiter im Ostalbkreis. Vor 13 Jahren gründete Mario Walter die Tour, die einerseits das Ziel verfolgt, den sportlichen Teamgeist zu fördern und andererseits benachteiligten Kindern zu helfen. 2017 wurden unter anderem Pferdeleckerli gebacken und verkauft sowie Spenden gesammelt, um entwicklungsverzögerten Kindern der ersten und zweiten Klasse einer Schule in Wasseralfingen eine Reittherapie zu ermöglichen.
Vorheriger Artikel
Ausgabe 01/2018
Namen und Nachrichten
Nächster Artikel
Ausgabe 01/2018
Hilfszügel: wann helfen sie, wann schaden sie?