Turniersportumfrage 2014: Teil 1

LPO 2013 – Ein Schritt in die richtige Richtung

Es geht wieder aufwärts im deutschen Turniersport. Das belegt nicht nur die aktuelle Statistik mit ihrem Plus an Prüfungen, Startern und Jahresturnierlizenzinhabern, sondern ist auch das Ergebnis der jüngsten Online-Umfrage der FN, an der sich insgesamt 23.522 Personen beteiligten. Über die Hälfte der Befragten – 54 Prozent der aktiven Turnierreiter und 53 Prozent der Turnierbesucher – äußerte sich zufrieden über das Veranstaltungs- und Prüfungsangebot. Im Jahr 2011 waren es nur 42,4 Prozent.

Noch bis vor zwei Jahren waren die Zahlen im deutschen Turniersport eher rückläufig. Vor allem die Zahl der aktiven Turnierteilnehmer ging seit 2000 deutlich zurück. Als Gründe dafür wurden in erster Linie die Faktoren Zeit, Pferd und Geld ausgemacht. Bei näherer Betrachtung stellte sich aber heraus, dass insbesondere die berufstätigen Amateure mit dem Turniersystem unzufrieden sind. Sie fühlen sich häufig gegenüber „Profis“ und Jugendlichen benachteiligt. Bemängelt wurden außerdem Zeiteinteilungen, die wenig Rücksicht auf Job und Schule nehmen.

Die FN und ihre Mitgliedsorganisatio­nen nahm sich die Kritik zu Herzen. Neben „offenen“ und „geschlossenen“ Prüfungen, die für ausgewoge­nere Starterfelder sorgen sollen, wurden in der neuen Leistungs-Prüfungs-Ordnung 2013 auch genauere Vorgaben für die vorläufige Zeiteinteilung verankert. Ob und wie diese Maßnahmen in der Pferdeszene angekommen sind, wurde jetzt mit Unterstützung des Göttinger HorseFuturePanel in einer erneuten Online-Umfrage überprüft.

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Eine Verbesserung ist erkennbar

Fazit: 72 Prozent der Befragten, die bereits an der ersten Umfrage 2011 teilgenommen haben, konnten Veränderungen in der Turnierlandschaft feststellen. 29,1 Prozent der befragten Turnierreiter gaben an, dass das Angebot seit Einführung der neuen LPO besser geworden ist, 41 Prozent sind der Meinung, dass das Angebot teils besser, teils schlechter geworden ist. Eine echte Verschlechterung bemängeln lediglich 5,3 Prozent. „Auf die Frage, was sich verändert hat, schrieb jemand, dass man ‚wie ein Verrückter mit dem Handy online gehen muss, um noch einen Platz bei der Nennung zu bekommen‘. Und damit war er nicht alleine“, erklärt Fritz Otto-Erley, Leiter der FN-Abteilung Turniersport. „Das Thema Startplatz­begrenzung ist sicher eines der drängenden Themen, mit denen wir uns in nächster Zeit befassen müssen“.
Speziell in Bezug auf die Homogenität der Starterfelder, die bei der letzten Umfrage als drängendes Problem erkannt worden war, konnten über 60 Prozent der befragten Turnierteilnehmer eine Verbesserung oder zumindest eine teilweise Verbesserung feststellen. Nach wie vor gehen jedoch die Meinungen auseinander, wie sich eine möglichst gerechte Einteilung der Starterfelder erzielen lässt. Am besten schneidet die Teilung nach Leistungsklassen ab. Sie stößt bei 87 Prozent, die Teilung nach Ranglistenpunkten bei 78,8 Prozent der befragten Turnierreiter auf Zustimmung. An dritter Stelle folgt die neu eingeführte Trennung in „offene“ und „geschlossene“ Prüfungen, die von zwei Dritteln (66,7%) der Befragten als gut oder sehr gut bezeichnet wird.

Niemand soll ausgegrenzt werden

„Geschlossene Prüfungen sind super. Ich nehme nur ab und zu an Turnieren teil. Gegen Profis zu starten war frustrierend, so dass ich schon auf eine Teilnahme verzichten wollte“, lautet einer der vielen positiven Kommentare zur Trennung in „offene“ und „geschlossene“ Prüfungen. Für andere geht die Einteilung in Option A und B nicht weit genug, umgekehrt fühlen sich einige der betroffenen Option-B-Reiter ausgegrenzt. „Häufig liegt das an der Umsetzung“, erklärt Fritz Otto-Erley. „Viele Veranstalter schreiben speziell die Prüfungen in den unteren Klassen als geschlossen aus, in dem Glauben, damit niemandem ‚weh‘ zu tun. Das ist aber nicht Sinn der Sache. Vielmehr nimmt man damit den Berufsreitern und denjenigen, die nur ‚offen‘ starten dürfen, die Startmöglichkeiten für ihre Nachwuchs- oder Korrekturpferde.“ Umgekehrt möchten gerade die Amateure auch in gehobeneren Dressurprüfungen oder Jungpferdeprüfungen einmal unter sich sein, statt gegen die routinierteren Viel-Starter antreten zu müssen. Laut Umfrage sollte vor allem in Dressurpferdeprüfungen eine stärkere Trennung in offene und geschlossene Prüfungen vorgenommen werden. 41,9 Prozent der befragten Turnierreiter sehen hier Bedarf, nur 6,5 Prozent halten dies nicht für erforderlich. Ähnliches gilt für Dressurprüfungen der Klasse L (39,1% zu 4,9 %) beziehungsweise M und S (26,9 % zu 10,2 %) sowie Springpferdeprüfungen (37,4 % zu 6,3 %).

LPO 2013 ermöglicht bessere Zeitplanung

Neben der Einführung von „geschlossenen“ Prüfungen wurden die Veranstalter mit der LPO 2013 verpflichtet, die Tageszeit der Prüfung bereits mit der vorläufigen Zeiteinteilung anzugeben. 60,1 Prozent der befragten Turnierteilnehmer sehen darin eine Verbesserung: „Die beste Veränderung, die enorm bei der Planung hilft“, schrieb ein Teilnehmer. Neben der detaillierteren Zeiteinteilung empfanden 50,4 Prozent auch die flexibleren Nennungsmöglichkeiten durch kürzere Zeitabstände zwischen Nennung und Turnier als positiv. Rund ein Drittel (32,7 %) hatte den Eindruck, dass die Prüfungszeiten besser an die Bedürfnisse berufstätiger Amateure angepasst wurden, und beinahe ebenso viele registrierten einen besseren Informationsfluss zwischen Teilnehmer und Veranstalter (32,3 %).

„Die Resonanz auf unsere erneute Umfrage hat uns überrascht und gefreut. Unser Dank gilt allen, die daran teilgenommen haben. Der erste Eindruck ist, dass die Änderungen, die wir 2013 im Regelwerk vorgenommen haben, in die richtige Richtung gehen“, zieht Fritz Otto-Erley eine erste Bilanz. „Bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter weiterhin alle gebotenen Mittel einsetzen, um für ausgewogene Starterfelder zu sorgen und so den Turniersport für alle attraktiv zu erhalten. Gleichzeitig wird es nie eine Patentlösung geben, die es allen recht macht. Egal, wie sehr wir eine Prüfung beschränken und handicappen: Auch in Zukunft wird es auf jedem Turnier Sieger, Platzierte, Nicht-Platzierte und Schlusslichter geben – wer das nicht akzeptiert, darf sich keinem Wettbewerb und keiner Prüfung stellen.“

Uta Helkenberg

Sie haben mitgemacht

23.522 Personen beteiligten sich an der aktuellen Online-Umfrage 2014, davon waren 95 Prozent aktive Pferdesportler, 91 Prozent Frauen und 89 Prozent Pferdebesitzer. Im Mittel sind die Probanden 31 Jahre alt. Rund 30 Prozent sind verheiratet (2011: 58 %), elf Prozent haben Kinder (2011: 28 %). 40 Prozent leben im Westen, 29 Prozent im Norden, 21 Prozent im Süden und neun Prozent im Osten Deutschlands. 89 Prozent besitzen eine Jahresturnierlizenz, etwa die Hälfte der Turnierreiter nimmt an bis zu zehn Turnieren im Jahr teil, ein weiteres Viertel startet auf bis zu 15 Turnieren. Die übrigen starten noch häufiger, knapp fünf Prozent sind sogar auf mehr als 25 Turnieren pro Jahr sportlich unterwegs. Die Ein-Pferd-Reiter machen inzwischen mit 45,2 Prozent weniger als die Hälfte aller Turnierreiter aus. 33,3 Prozent bringen zwei Pferde, weitere 10,5 Prozent durchschnittlich drei Pferde pro Jahr an den Start. 8,6 Prozent der befragten Spring- und 7,5 Prozent der befragten Dressurreiter gehören der Option B an.

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