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Pferdehaltung: Appartement oder Wohngemeinschaft?

PM-Awards in Warendorf verliehen

Stille Helden, große Taten

Aus dem brennenden Stall gerettet, innovative Spendenaktion für krebskranke Kinder, Engagement für eine aussterbende Pferderasse, Hilfe für blinde Pferde, Kampf gegen die Pferdesteuer – die Möglichkeiten, sich für das Wohl der Pferde und die Interessen der „Pferdemenschen“ einzusetzen, sind schier unerschöpflich, wie die inzwischen vierte feierliche Verleihung der PM-Awards mit 180 Gästen in Warendorf zeigte.

Sönke Rothenberger übergibt den PM-Award an Joan Fabienne Weske-Haas. Fotos: T. Lehmann

„Es war grauenvoll, der Stall stand lichterloh in Flammen. Die Feuerwehr sagte uns später, sie wäre da nicht mehr hineingegangen“, erzählte Marc Fleischer-Pratschke. Aber er, sein Nachbar Paul Thiele sowie die beiden Pferdepfleger Samir und Damir Velic zögerten keine Sekunde und versuchten, die 40 eingeschlossenen Tiere zu retten. Das Horrorszenario spielte sich auf dem Rettershof im hessischen Kelkheim ab. Mit Tüchern vor dem Gesicht arbeiteten sich die Männer durch den Qualm, während die Feuerwehr versuchte, das Feuer in den Griff zu bekommen und seine Ausweitung auf weitere Gebäude der Hofanlage zu verhindern.

Der Kampfgeist der Männer wurde belohnt, alle Pferde überstanden das Feuer unversehrt und wurden rasch auf Ställe in der Nachbarschaft verteilt. Sechs Pferde mussten noch eine Zeit lang in einer Tierklinik behandelt werden. Nur für zwei kam jede Hilfe zu spät, sie erlagen ihren Verletzungen nach einem Zusammenstoß mit einem PKW. Für ihr mutiges Handeln unter Einsatz ihres Lebens wurden Marc Fleischer-Pratschke und Paul Thiele mit dem PM-Award in der Kategorie „Retter in der Not“ geehrt.

Marc Fleischer-Pratschke und Paul Thiele

Die Freiwillige Feuerwehr Itzehoe bei der Rettungsaktion.

Aus dem Schlamm gezogen

Kaum weniger dramatisch verlief eine Rettungsaktion der freiwilligen Feuerwehr in Itzehoe (in Schleswig-Holstein), die den zweiten Platz belegte. Wolfshund Chinook und seine Hundefreundin Luna waren bei einem Spaziergang auf zwei in tiefem, moorigem Schlamm steckende Pferde gestoßen und hatte ihre Besitzerin Monika Reicke-Hentschel darauf aufmerksam gemacht, die sofort die Feuerwehr alarmierte. Die Pferde waren in ihrer Panik schon so tief eingesunken, dass nur noch die Köpfe herausschauten. Das unwegsame Gelände auf dem Grund des FN-Präsidenten Breido Graf zu Rantzau machte es der Feuerwehr nicht leicht.

Auch der Graf packte kräftig mit an, um die inzwischen sehr erschöpften Pferde mit Seilen aus dem Schlamm zu ziehen. Stundenlang schufteten die Retter am Neujahrsmorgen bei lausigen drei Grad – mit Erfolg, die beiden Pferde überlebten. Hätten die Hunde nicht angeschlagen, wären die Pferde wohl nicht mehr rechtzeitig gefunden worden. Platz drei in der Kategorie „Retter in der Not“ ging an die Tierschutzjugend im bayerischen Erding. Sie hatte das ehemalige Rennpferd Jack gekauft, das geschlachtet werden sollte. Mit ihrer Patenschaft kann die Tierschutzjugend dem ausgedienten Rennpferd einen guten Lebensabend ermöglichen.

Der Wolfshund Chinook entdeckte zwei Pferde, die im Schlamm versunken waren.

Die IG Blinde Pferde e.V. war Sieger der Kategorie „Gemeinsam engagiert“.

Einmal Cosmo reiten

Da war selbst Sönke Rothenberger kurz sprachlos, als die 13-jährige Joan Fabienne Weske-Haas keck sagte: „Ich möchte einmal Cosmo reiten.“ Rothenberger, der die Laudatio auf die bislang jüngste Preisträgerin gehalten hatte, entgegnete: „Nicht mal meine Familie darf Cosmo reiten, aber ich mache Dir einen anderen Vorschlag, ich gebe Dir eine Reitstunde.“ Das Angebot war für Joan Fabienne, die sogar schon S-Dressur reitet und in M2*-Dressuren bereits platziert ist, wohl auch in Ordnung. Das Mädchen aus Groß-Zimmern, ebenfalls in Hessen, erhielt den PM-Award in der Kategorie „Verdienstvoller Förderer“. Als ihre Schulpatin an Krebs erkrankte, überlegte sich die junge Dressurreiterin eine Spendenaktion der besonderen Art: Auf Joan Fabiennes Initiative hin können gewonnene Turnierschleifen in einer Spendenbox abgegeben werden. Diese können dann beim nächsten Turnier wieder benutzt werden, der gesparte Euro kommt einem Verein für krebs- und chronisch kranke Kinder in Darmstadt zugute. Rothenberger lobte: „Eine tolle Aktion und ein für pferdebegeisterte Menschen einfacher und schöner Weg zu helfen.“ Joan Fabienne Weske-Haas, der die Sympathien der 180 Gäste nur so zuflogen, strahlte: „Wenn man noch ’ne Tombola dazu macht, dann kommt richtig viel Geld zusammen.“ Das ließ sich Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen nicht zweimal sagen.

Die Chefin des Balver Turniers und der Deutschen Meisterschaften Dressur und Springen versprach spontan, ebenso die Schleifenbox aufzustellen und die Spendenaktion zu unterstützen. Den zweiten Platz in dieser Kategorie belegte Karl-Ludwig Lackner. Dem Engagement des Pferdezüchters aus Borgholzhausen in Ostwestfalen ist es zu verdanken, dass die Zukunft des traditionsreichen Senner Pferdes gesichert ist. Die Senner, die als Deutschlands älteste Pferderasse gelten, waren vom Aussterben bedroht. Nun gibt es wieder eine kleine Population, die weitgehend auf die Zucht der Familie Lackner zurückgeht.

Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen

Blinde Pferde

Den dritte PM-Award „Gemeinsam engagiert“ erhielt die Interessensgemeinschaft Blinde Pferde. Auf Initiative von Elke Drost, die vor 15 Jahren das erblindende Pferd Nathan begleitet und ein Buch darüber geschrieben hatte, wurde die Interessengemeinschaft gegründet. Inzwischen entstand ein großes Kontaktnetz, innerhalb nur weniger Monate konnte über 20 Pferden und deren Besitzern geholfen werden. Wenn das Augenlicht des Pferdes nachlässt oder ganz verloren ist, müssen andere Sinne geschärft werden. Das Pferd sendet über Ohren, Schweif, Nüstern, Atmung und vieles mehr Signale, die es zu deuten gilt. Laudatorin Gabriele Heydenreich, PM-Vorstandsmitglied, sagte: „Das oberste Gebot dabei ist Geduld, wir müssen diesen Pferden Orientierung, quasi eine Karte, geben.“ Und sie fügte an die Adresse der Vereinsmitglieder gerichtet hinzu: „Sie machen die Welt der blinden Pferde bunter, auch ohne ihnen das Augenlicht zurückgeben zu können. Die Pferde können sie nicht sehen, doch bin ich ganz sicher, die Tiere haben ein schönes Bild von ihnen vor Augen.“ Der zweite Platz geht an die Tangstedter Initiative gegen die Pferdesteuer. Die Ehrenamtler haben jahrelang energisch gegen die unliebsame Abgabe gekämpft und schlussendlich gewonnen: In Schleswig-Holstein wurde die Pferdesteuer verboten. Den dritten Platz belegte der Verein Pferde und Esel in Not e.V. , dessen Mitglieder sich vernachlässigter Pferde und Esel annehmen und die Tiere wieder aufpäppeln. Anschließend werden sie mit einem Schutzvertrag in gute Hände abgegeben.

Jurymitglied Andreas Kreuzer mit Peggy Steuerwald und Tochter, die den PM-Award 2017 in der Kategorie Gemeinsam engagiert gewannen.

Herzog von Croy (links) zusammen mit Wolfgang Lamche, der die Trophäe gefertigt hat.

Der Verein Pferde und Esel in Not e.V. der Kategorie Gemeinsam engagiert. Foto: privat

Der PM-Award

Der PM-Award

Der PM-Award wurde nun zum vierten Mal in den drei Kategorien „Retter in der Not“, „Verdienstvolle Förderer“ und „Gemeinsam engagiert“ verliehen. Insgesamt gingen 2018 über 30 Nominierungen in der PM-Geschäftsstelle in Warendorf ein. Die Jury wählte in den drei Kategorien jeweils Kandidaten für das Online-Voting aus, an dem sich rund 4.000 Menschen beteiligten. Zur Jury gehörten in diesem Jahr Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen, PM-Ehrenvorsitzende Ruth Klimke, PM-Vorsitzender Dieter Medow, PM-Vorstandsmitglied Gabriele Heydenreich, Para-Dressurreiterin Hannelore Brenner und Springreiter Andreas Kreuzer.

Susanne Hennig / Maike Hoheisel-Popp

PM-Award 2018 – Die Gewinner im Video

Kategorie Retter in der Not: Die Retter vom Rettershof

Kategorie Verdienstvoller Förderer: Joan Fabienne Weske-Haas

Kategorie Gemeinsam engagiert: IG Blinde Pferde e.V.

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