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Serie: Lektionen im Fokus, Teil 2

Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen

Sie sind fester Bestandteil jeder Dressuraufgabe und genießen deshalb einen hohen Stellenwert in der Ausbildung von Reiter und Pferd: Lektionen. Doch Lektionen sind kein Selbstzweck, sondern vielmehr Prüfstein richtigen Reitens und damit wertvolle Werkzeuge zur Ausbildung und Gymnastizierung jeden Pferdes. Dabei hat jede Lektion ihren eigenen Schwerpunkt. Das PM-Forum nimmt an dieser Stelle immer eine Lektion in den Fokus.

Das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen gehört in jede Trainingseinheit. Foto: Christiane Slawik

Die Lektion

Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen ist eine Übung zur Überprüfung der Losgelassenheit und der Dehnungsbereitschaft des Pferdes. Das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen kann in allen drei Gangarten und auf beliebiger Linie geritten werden. In den Dressuraufgaben wird es meistens im Arbeitstrab und auf einer Zirkellinie gefordert.

Sinn und Zweck

Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen zeigt, ob sich das Pferd losgelassen und vertrauensvoll an die Hand des Reiters herandehnt. Gleichzeitig fördert und verbessert es auch das Gleichgewicht und den Takt des Pferdes und prüft den ausbalancierten und losgelassenen Sitz des Reiters und die Abstimmung der Hilfen.

So geht’s

Der Reiter öffnet die Zügelfäuste und bietet dem Pferd die Dehnungshaltung an. Durch vermehrtes Treiben lässt er das Pferd den Hals nach vorwärts- abwärts dehnen. Dabei dehnt es sich mindestens so weit, dass sich das Maul auf Höhe des Buggelenks befindet, maximal bis zum langen Zügel. Die Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul bleibt konstant, die Stirn-Nasenlinie an oder leicht vor der Senkrechten. Regelmäßig eingebaute, dafür kurze Reprisen sind dabei wertvoller als dauerhaftes Reiten in unveränderter Haltung. Zu lange ausgeführt besteht die Gefahr, dass das Pferd auf die Vorhand kommt. Auch nach einer anstrengenden Phase, etwa in der Versammlung, bietet das Zügel-aus-der-Hand-kauen- Lassen die Möglichkeit zur Entspannung und Wiederherstellung der Losgelassenheit.

Mögliche Fehler und Korrektur

Tritt das Pferd nicht losgelassen und vertrauensvoll an die Hand des Reiters heran, wird es sich beim Zügelaus- der-Hand-kauen-Lassen nicht ver- mehrt dehnen, sondern eher im Hals „abkippen“ und hinter den Zügel kommen. Durch häufige Übergänge – insbesondere zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp – lässt sich die Rückentätigkeit und damit die Dehnungsbereitschaft verbessern.

Tipp für die Praxis

Es ist hilfreich, das Zügel-aus-der- Hand-kauen-Lassen, so wie alle anderen Lektionen auch, bewusst zu beginnen und wieder zu beenden. Also exakt eine Zirkelrunde von Punkt zu Punkt in Dehnungshaltung zu reiten und danach wieder zur Arbeitshaltung zurückzukehren. Auch vor Trabstangen hilft zum Beispiel die Vorstellung, die Zügel aus der Hand kauen zu lassen, um dem Pferd die nötige Länge im Hals zu ermöglichen.

Lina Otto

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