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PM-Förderprojekt „Pferde und Flüchtlinge“

Das Flüchtlingsprojekt geht weiter

24 Reitvereine und Hunderte Flüchtlinge, die einen schönen Tag mit Ponys und Pferden verbracht haben: So die Bilanz der ersten Förderphase des PM-Projekts „Pferde und Flüchtlinge“. Aufgrund der großen Nachfrage wird dieses nun fortgesetzt. Reitvereine können sich ab sofort wieder um einen finanziellen Zuschuss bis 500 Euro bewerben.

„Alles klar – kann weitergehen!“ Aktion für Flüchtlinge im RV Nordheide in Jesteburg. Foto: Michael Schulz

Enttäuschung war angesagt, wenn sich in den letzten Wochen Reitvereine in der PM-Geschäftsstelle über Fördermöglichkeiten für Veranstaltungen zu Gunsten von Flüchtlingen informieren wollten. Denn nach dem Start des PM-Projekts „Pferde und Flüchtlinge“ im November vergangenen Jahres war die Nachfrage so groß, dass die vorgesehenen Mittel bereits vier Monate später erschöpft waren. Nun hat sich der PM-Vorstand einstimmig für eine Projektverlängerung ausgesprochen – ab sofort können Fördermittel wieder beantragt werden.

„Mit unserer zusätzlichen Mittelzusage wollen wir den Reitvereinen auch weiterhin unter die Arme greifen, in denen sich zahlreiche, hochengagierte Mitglieder mit viel Herzblut tolle Ideen haben einfallen lassen, um Flüchtlingen zumindest wenige Stunden oder einen Tag lang ein wenig Glück mit Pferden zu schenken“, erläutert Dieter Medow, PM-Vorstandsvorsitzender, die Entscheidung seines Gremiums. „Viele dieser Initiativen und Aktionen könnten sonst nicht stattfinden, denn allein ehrenamtliches Engagement reicht bei weitem nicht aus. Da ist jeder Euro, der zusätzlich eingesetzt werden kann, eine sehr willkommene Hilfe“.

Seit November 2015 wurden insgesamt 24 Reitvereine mit Beträgen bis höchstens 500 Euro unterstützt. Vielfältig waren die Aktionen der Reitvereine. In der vorweihnachtlichen Zeit wurden Flüchtlingsfamilien, Gruppen junger Männer oder auch nur Flüchtlingskinder eingeladen zum Adventsreiten, zu Weihnachtsfeiern oder sogar zu einem Pferdemusical:

 

Hof Tietjen

„Das Adventsreiten und die Weihnachtsfeier mit verschiedenen Natio-nalitäten am 9. Dezember auf dem Hof Tietjen war ein voller Erfolg, war die einhellige Meinung aller Beteiligten. Nicht nur die etwa 40 Flüchtlinge, darunter 20 Kinder strahlten am Ende der Veranstaltung. Nach zögerlichem Eintreten in die Reithalle hellten sich die Gesichtszüge auf, als die Pferde und Ponys in die Bahn kamen. Es dauerte nicht lange, bis sich die Kinder auf den Pferderücken wagten und dann gar nicht wieder runter wollten“ (John Tietjen).

Hocherfreut waren die Flüchtlingskinder, die sich einmal hoch zu Ross erproben durften. Fotos: Michael Schulz

Reiterhof Eulenthal

„Um gerade zur Weihnachtszeit die Sorgen einmal hinter sich lassen zu können, lud der Reiterhof Eulenthal Familien aus dem Flüchtlingsheim Schrobenhausen ein. Der Tag bot eine Auszeit vom Alltag in den Unterkünften für insgesamt 32 Kinder und Jugendliche. Diese konnten dabei zusammen mit den Eulenthaler Reitern die täglichen Arbeiten am Hof erledigen und Einblicke in die Pflege und Haltung von Pferden gewinnen. Große Freude hatten die jungen Menschen beim abschließenden Ponyführen und -reiten (Christina Müller, Reiterhof Eulenthal).

Reitvereine helfen Flüchtlingen: Fördergelder jetzt beantragen

Reitvereine, die Aktionen mit und für Flüchtlinge planen, können auch weiterhin einen einmaligen Zuschuss in Höhe von bis zu 500 Euro bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beantragen. Bedingung ist, dass das Projekt sach- und fachgerecht durchgeführt und nach Abschluss ein kurzer Bericht mit digitalen Fotos vorgelegt wird. Während der Aktionen sollten nur versicherte Pferde und Ponys eingesetzt und von den Reitern Reithelme getragen werden.

Das Antragsformular kann online heruntergeladen werden unter www.fn-pm.de/pm-fluechtlinge, oder wird telefonisch oder per Mail angefordert bei Mareike Budnik, Telefon 02581/6362245, mbudnik@fn-dokr.de.

Reitclub Sankt Mauritz

„Am vierten Adventssonntag verbrachten die Bewohner des DRK Flüchtlingsheimes in Roxel gemeinsam mit ihren Betreuern einen erlebnisreichen Tag beim Reitclub Sankt Mauritz. Ein vom Verein gemieteter Bus brachte 12 Familien, rund 45 Personen, zum Pleistermühlenweg in Münster, wo sie von den Mitgliedern des Reitvereins herzlich empfangen wurden. Die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen fanden sehr schnell zueinander. Der Spaß an der Begegnung und an dem Umgang mit Pferden schaffte eine gemeinsame Basis, so dass man sich trotz der unterschiedlichsten Sprachen bestens verständigen konnte“ (Manfred Weber, Reitclub St. Mauritz).

Es darf auch gebastelt werden in der Reitanlage Bördeland, ver­anstaltet vom Verein SteigAuf. Foto: Verein SteigAuf

Spiel, Spaß und Kuchen runden die gemeinsamen Treffen ab. Foto: Schulze Hobbeling

Foto: Schulze Hobbeling

Bunte Nachmittage

Aber auch nach Weihnachten waren die Reitvereine kreativ bei der Sache. So wurden „Tage der offenen Tür“, „Flüchtlingstage“ oder „Reitworkshops zum Deutschlernen“ organisiert oder sogar zum Ringreiten eingeladen; Kaffeetrinken, Kinderschminken und gemeinsames Spiel rundeten die bunten Nachmittage ab.

 

PSG-Dorfhagen

„Am Samstagnachmittag warteten der Vereinsvorstand und viele freiwillige Helfer auf eine Gruppe Flüchtlinge, die sich mit ihren Betreuern zum Ringreiten angemeldet hatten. Die 15-köpfige Gruppe setzte sich aus Syrern und Somaliern zusammen. Dank der Geldsumme der PM, die wir erhalten hatten, um das Event mit den Flüchtlingen zu unterstützen, konnten wir viele Schulpferde, einen Ringstechgalgen mit Stechern und Ringen, Medaillen und Schleifen sowie eine riesige Kaffeetafel mit Torten, Kuchen und Getränken für alle bereithalten. Es war rundum eine tolle Veranstaltung, freudige Gesichter, Lachen, gute Stimmung und ein Gemeinschaftsgefühl waren überall zu sehen. Viele der Anwesenden erzählten uns beim gemeinsamen Kaffee- und Teetrinken, dass sie sich freuen bald wieder zu uns zu kommen und bedankten sich“ (Bianca Charlé, Erste Vorsitzende PSG-Dorfhagen).

Um den Kontakt zum Pferd mit Deutschlernen ging es beim RuFV Mengerskirchen. Foto: Jessica Schick

Eine besonders nette Danksagung präsentierte die PSG Dorfhagen. Foto: Bianca Charlé

RuFV Mengerskirchen

„Die Pferde zu streicheln, von der Koppel zu holen, zu putzen und für das Reiten herzurichten, war für die meisten der Gäste mit großer Aufregung verbunden. Die mitgebrachten Papas durften sich mit Schippe und Besen bewaffnen und ein paar Pferdeäpfel mit viel Spaß und Eifer entsorgen“ (Jennifer Schick, RuFV Mengerskirchen).

 

Gut für den Verein

In den Erfahrungsberichten wird auch deutlich, dass die Aktionen nicht nur den Flüchtlingen zu Gute kamen, sondern auch den Reitvereinen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten in der Flüchtlingshilfe, vor allem den kommunalen Trägern, der Diakonie, den Malteser usw. wirkte durchaus bereichernd auf das Vereinsleben. So erhielten sie vielfach zusätzliche Möglichkeiten, sich sichtbar einzubringen in das gesellschaftliche Leben vor Ort – nicht nur in der gewohnten reitsportlichen Weise – und zusätzliches Interesse von Seiten der Presse. Und vor allem hatten sie eines: Zusammen viel Spaß.

B. Comtois

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