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Persönlichkeiten der Pferdeszene: Breido Graf zu Rantzau

Auch Amateure dürfen wieder starten

Endlich wieder Turnier

Die Inzidenzen sinken, die Zahl der Geimpften steigt und ebenso die Stimmung im Lande. Überall wurden und werden die Corona-Maßnahmen gelockert. Auch für den Pferdesport sind das gute Nachrichten, denn in den Individualsportarten sind in allen Bundesländern Training und Wettkämpfe wieder erlaubt. Das heißt nicht mehr nur die Profis, sondern auch die Amateure dürfen aufs Turnier.

Damit es auch für die Amateure wieder losgehen kann, braucht es auch ein entsprechendes Angebot an Turnieren und Prüfungen. Foto: Antje Jandke

„Die Ampeln stehen in immer mehr Bundesländern auf Grün. Natürlich hängt es nach wie vor von den regionalen Indizidenzwerten ab und wir haben noch keine Rückkehr zur Normalität wie vor Corona, aber der Anfang ist gemacht“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. Dass die Amateure wieder auf Turnieren starten können, ist aber nur eine Seite der Medaille. Damit es wieder losgehen kann, braucht es auch ein entsprechendes Angebot an Turnieren und Prüfungen. „Das eine tun, das andere nicht lassen“, wirbt Lauterbach dafür, jetzt beide Zielgruppen bei der Ausschreibung zu berücksichtigen. Mit gutem Beispiel vorangegangen ist unter anderem der RFV Waren- Auch Amateure dürfen wieder starten Endlich wieder Turnier Die Inzidenzen sinken, die Zahl der Geimpften steigt und ebenso die Stimmung im Lande.

Überall wurden und werden die Corona-Maßnahmen gelockert. Auch für den Pferdesport sind das gute Nachrichten, denn in den Individualsportarten sind in allen Bundesländern Training und Wettkämpfe wieder erlaubt. Das heißt nicht mehr nur die Profis, sondern auch die Amateure dürfen aufs Turnier. dorf. Am Mittwoch und Freitag gab es offen ausgeschriebene Prüfungen für Profis und Amateure, das Wochenende war ausschließlich den Amateuren vorbehalten, in allen Prüfungen von E bis M und auch in Dressur- und Springpferdeprüfungen. „Es gibt viele Amateure, die auch in den höheren Klassen unterwegs sind oder ihre jungen Pferde vorstellen möchten.“ Damit die Starterzahlen den Auflagen des Ordnungsamtes entsprechen, wurde der Kreis der Eingeladenen in der Ausschreibung auf den eigenen Kreisreiterverband und ausgewählte Vereine der Umgebung beschränkt.

Außerdem wurde der Nennungsschluss auf vier Tage vor Turnierbeginn gelegt. „Das alles hat dazu beigetragen, dass in fast allen Prüfungen bis zum Schluss noch Startplätze zu bekommen waren“, sagt Lauterbach und spricht damit ein Thema an, dass die Turnierreiter gerade intensiv beschäftigt: der Run auf und der schnelle „Ausverkauf“ von Startplätzen. Der FN-Generalsekretär ist zuversichtlich, dass sich die Situation mit steigenden Turnierzahlen verbessern wird. „Wir wissen, dass viele Veranstalter in den letzten Wochen und Monaten in den Startlöchern gestanden sind, und nur darauf gewartet haben, dass sie endlich wieder loslegen und auch den Amateuren – und Einsteigern – ein Angebot machen dürfen.“ Dann kommen auch Angebot und Nachfrage hoffentlich wieder mehr ins Gleichgewicht.

Schritt für Schritt bis zum Turnier

So klappt der Wiedereinstieg

Für viele war es eine lange Pause, manche planen nun ihren ersten Turnierstart überhaupt. Woran zu erkennen ist, ob Reiter und Pferd (wieder) fit fürs Turnier sind, wie gezielte Vorbereitung gelingt und welche Aspekte bei der Planung zu berücksichtigen sind, dazu hat Peter Teeuwen, Bundestrainer der Nachwuchsspringreiter, gute Tipps parat und beschreibt die einzelnen Schritte bis zum Turnier:

Schritt 1: Die Formalitäten

Peter Teeuwen: „Erst einmal sollte sich der Reiter Gedanken darüber machen, zu welchem Turnier er gerne fahren möchte. Grundsätzlich sollte er sich auch die Frage stellen: Erfülle ich die Voraussetzungen, um auf Turnieren reiten zu können? Der Reiter muss klären, ob er alle Formalitäten erledigt hat, wie eine Jahresturnierlizenz zu beantragen und im Pferdepass zu kontrollieren, ob alle Impfungen vollständig sind.”

Schritt 2: Der Trainingsstand

„Wenn das erledigt ist, sollte sich der Reiter überlegen, wo er gerade steht. Gibt es einen großen Trainingsrückstand, weil es nicht die Möglichkeit gab, das Pferd wie gewohnt aufs Turnier vorzubereiten? Dann sollte sich der Reiter zunächst Gedanken über einen Trainingsplan machen. Dieser gibt einerseits Sicherheit, andererseits stellt er aber auch sicher, dass das Pferd genügend gut vorbereitet ist. Dabei hilft es, einmal aufzuschreiben, an welchem Turnier oder an welchen Turnieren teilgenommen werden soll. Auch die Frage nach dem Saisonhöhepunkt oder dem Saisonziel gibt einen Rahmen vor. Dieser Zeitplan sollte dann so abgestimmt sein, dass Reiter und Pferd immer genügend Zeit haben, sich auf jede Veranstaltung passend vorzubereiten.”

Schritt 3: Das Niveau

„Wenn der Turnierplan steht, geht es darum, das einzelne Turnier zu planen. Vor jedem Turnier braucht der Reiter einen gewissen Vorlauf, was das Training anbelangt. Das heißt, er sollte das Training so ausrichten, dass er die Anforderungen, die auf dem Turnier auf ihn zukommen, zuhause sicher absolvieren kann. Wer zum Beispiel sein erstes E-Springen nach langer Zeit reiten möchte, sollte zuhause in der Arbeit schon so weit fortgeschritten sein, dass er in der Lage ist, eine Klasse höher – also auf A*-Niveau – reiten zu können. Das gibt die Sicherheit, dass es eine Klasse niedriger auf dem Turnier klappen wird – auch wenn natürlich immer mal ein Fehler passieren kann.”

Schritt 4: Der Trainingsaufbau

„Der Reiter sollte im Training die Anforderung langsam steigern. Erstmal sollte er überprüfen, ob er (noch) in der Lage ist, den Rhythmus zwischen den Sprüngen zu halten und die Distanzen passend zu reiten. Auch sollte er sich fragen, ob die dressurmäßige Ausbildung gut genug ist und ob sein Pferd genügend Grundlagenausdauer besitzt. Und ob seine eigene Grundlagenausdauer ausreichend ist. Eine Minute am Stück zu galoppieren, kann anstrengend sein. Der Reiter sollte mit solchen Fragen offen umgehen und das Training entsprechend anpassen. Eine gute Vor-Turnier-Planung ist wichtig, um mit einem guten Gefühl und einem sicher vorbereiteten Pferd zur Veranstaltung zu fahren.”

Schritt 5: Die Abläufe

„Vor dem Turnier sollte sich der Reiter darüber informieren, ob die Prüfung auf einem Rasen- oder Sandplatz stattfindet und ob die Stollen passen. Solche Kleinigkeiten können manchmal entscheidend sein. Außerdem sollte er vorab einmal testen, ob sich das Pferd verladen lässt, vor allem, wenn das längere Zeit nicht mehr gemacht wurde. Am besten, der Reiter verabredet sich im Vorfeld auf einer anderen Anlage und simuliert ein Turnier, um das Procedere einmal zu testen. Wenn der Turniertag ansteht, kann immer noch Unvorhergesehenes passieren, aber er kommt dann mit den ganz normalen Abläufen nicht mehr in Bedrängnis.”

Den Parcours abgehenmsollte jeder Reiter  konzentriert für sich oder mit seinem Trainer. Foto: Friederike Wittland / Equitaris

Video: Wer zum Turnier fährt, muss für sich und für sein Pferd eine ganze Menge einpacken.

Die Checkliste für den Reiter und die Checkliste für das Pferd können hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Eine gute Planung ist wichtig, um mit einem guten Gefühl zum Turnier zu fahren und erfolgreich sein zu können. Foto: Antje Jandke

Soenke Lauterbach über Hintergründe und Lösungen

Zu wenig Startplätze

Montagabend, 18 Uhr: Deutschlands Turnierreiter sitzen vor ihrem PC oder am Handy und versuchen, einen Startplatz für die kommenden Turniere zu ergattern. 18.01 Uhr: Die begehrtesten Prüfungen mit begrenzter Startplatzzahl sind bereits ausgebucht. Die Enttäuschung bei all denen, die leer ausgegangen sind, ist groß. Über Hintergründe und mögliche Lösungsansätze spricht Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), im Interview.

Viele Veranstalter stehen bereit, um endlich wieder loslegen zu dürfen und auch den Amateuren – und Einsteigern – ein Angebot machen zu können. Foto: Antje Jandke

PM-Forum: Gerade erst dürfen auch die Amateure wieder auf Turnieren starten. Im Moment herrscht allerdings großer Frust im Lande, da es gar nicht so einfach ist, einen Startplatz zu ergattern. Woran liegt das?

Soenke Lauterbach: „Das Kernproblem liegt darin, dass Angebot und Nachfrage nicht übereinstimmen. Es gibt grundsätzlich weniger Startplätze, als nachgefragt werden. Das liegt natürlich auch an der Corona- Situation und wird sich hoffentlich in nächster Zeit etwas entspannen. Die Problematik gab es aber auch schon vorher. Vergleicht man die Zahlen von 2015 und 2019, dann stellt man fest, dass bei gleich vielen Turnieren die Zahl der Prüfung in dieser Zeit um knapp 3.700 geschrumpft ist. Und weniger Prüfungen bedeuten weniger Startplätze.“

PM-Forum: Wir stellen aber doch auch fest, dass am Ende die Starterfüllung deutlich zurückgegangen ist. Wie passt das zusammen?

Soenke Lauterbach ist Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Foto: Monika Kaup/FN-Archiv

Soenke Lauterbach: „Wir befinden uns in einem Teufelskreis. Der Rückgang an Prüfungen hat dafür gesorgt, dass die Veranstalter überrannt wurden. Daraufhin haben sie die Notbremse gezogen, das heißt, ihre nennbaren Startplätze begrenzt. Daraufhin haben die Reiter festgestellt: Wer einen Startplatz will, muss schnell sein. Das wiederum hat dazu geführt, dass alle gleichzeitig online gehen, wenn Prüfungen nennbar werden. Und dass genannt wird, was irgendwie geht – ob ich am Ende dann tatsächlich reiten will oder nicht. Teilweise hatten wir in letzter Zeit über 10.000 registrierte Anwender gleichzeitig auf Nennung-Online, die geschätzte 50.000 Startplätze nachgefragt haben. Es gab aber nur insgesamt 20.000 Startplätze. Das System muss daher prüfen, ob noch Plätze verfügbar sind und der Nenner startberechtigt ist. Ist ein bestimmtes Limit erreicht, nehmen die Server erst neue Anfragen an, wenn wieder Kapazitäten frei geworden sind.“

PM-Forum: Kann man das Limit nicht hochsetzen oder die Sache anderweitig beschleunigen?

Soenke Lauterbach: „Das haben wir getan. Wir haben die Serverkapazitäten in den letzten Wochen verdoppelt und den Programmcode optimiert, damit die Vorgänge noch schneller abgearbeitet werden können. Das hat allerdings Grenzen, wenn es nicht zu Überbuchungen kommen soll, weil die Prüfung der maximal zulässigen Startplätze dann nicht mehr zuverlässig funktioniert. In diesem Fall müssen dann die Überbuchungen wieder abgelehnt werden. Es bringt also keinen Vorteil, sondern erhöht eher noch den Frust, wenn eine Nennung erst abgeschickt werden konnte, obwohl eigentlich schon kein Startplatz mehr vorhanden war, und man dann hinterher abgelehnt wird. Wie gesagt, das Kernproblem liegt im Angebot an Prüfungen.

 

PM-Forum: Aber irgendetwas muss doch passieren. Was tut die FN?

Soenke Lauterbach: „Eine Maßnahme war gerade die Begrenzung auf nur noch ein Login. Einige Nutzer haben sich gleichzeitig auf mehreren Geräten eingeloggt, um so, mit Hilfe von Freunden und Familie, die Chancen auf Startplätze zu erhöhen. Das ist jetzt nicht mehr möglich – ein kleiner Beitrag zu mehr Gerechtigkeit.“

„Die beste Lösung ist es, wenn mehr Prüfungen angeboten würden“, sagt Soenke Lauterbach. Foto: Rene Penno

PM-Forum: Was kann man noch tun, um die Situation zu verbessern?

Soenke Lauterbach: „Wie gesagt, eines der Hauptprobleme ist das veränderte Nennverhalten. Abhilfe geschaffen wird beispielsweise dadurch, dass die Turniere zu unterschiedlichen Zeiten nennbar gemacht werden – also nicht alle auf einmal montags um 18 Uhr. In einigen Landesverbänden wird das mit Erfolg praktiziert und kommt wohl auch bei den Reitern gut an. Ein weiterer Weg ist es, die Ausschreibung zunächst für eine bestimmte Zeit online zu stellen, so dass die Reiter sie in Ruhe lesen und sich ihre Wunschprüfungen aussuchen können, und sie dann erst zu einem späteren Zeitpunkt nennbar machen. Das ist alles jetzt schon möglich, allerdings können nicht wir das einfach entscheiden. Das Turnierwesen liegt in der Hoheit der jeweiligen Landeskommissionen (LK) für Pferdeleistungsprüfungen. Es ist also ein bisschen so, wie wir es gerade in Corona-Zeiten erleben. Die Regierung und die Ministerpräsidenten stecken eine gemeinsame Linie ab, wie es nachher umgesetzt wird, entscheiden die Bundesländer.“

PM-Forum: Können auch die Veranstalter und Reiter selbst etwas tun?

Soenke Lauterbach: „Ja, auch die Veranstalter können durch eine entsprechende Ausschreibung zur Entspannung der Lage beitragen. Wenn ich ein A-Springen mit 50 Startplätzen für drei Leistungsklassen und zwei komplette Landesverbände ausschreibe, muss ich davon ausgehen, dass theoretisch einige Tausend Reiter startberechtigt sind. Warum nicht besser nur die Reiter aus den umliegenden drei Kreisverbänden einladen? Auch dann bekommen vielleicht nicht alle Zugangsberechtigten einen Startplatz, aber die Chance ist deutlich größer. Wir haben den Landeskommissionen übrigens angeboten, ihnen ein Tool zur Verfügung zu stellen, mit dem sie direkt sehen können, wie sich die Zahl der möglichen Startberechtigten verändert, je nachdem, wie ausgeschrieben wird. Im Grunde können Veranstalter diese Zahlen aber schon immer bei den LK anfordern. Und ich komme nochmal auf den Anfang zurück. Die beste Lösung ist es, wenn einfach mehr Prüfungen angeboten werden. Wer also Startplätze möchte, sollte sich in seinem Verein dafür einsetzen, dass ein Turnier veranstaltet wird, dass jede Prüfung passend ausgeschrieben und nicht halb Deutschland eingeladen wird. Und er sollte sich natürlich auch aktiv in die Umsetzung einbringen, zum Beispiel als freiwilliger Helfer in der Turnierabwicklung.“

Uta Helkenberg

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