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FN auf der Equitana 2022

Die Rolle des Ausbilders

Perfekter Ausbilder – die Eier legende Wollmilchsau!?

Wo es früher in den meisten Reitvereinen einen festangestellten und meist auch ausgebildeten Reitlehrer gab, der gegebenenfalls noch von einem ehrenamtlichen Übungsleiter unterstützt wurde, da tummeln sich heute in fast jeder Reithalle unzählige Trainer, Ausbilder, Reitlehrer und Coaches jeden Alters, jeder Couleur und jeder Qualifikation. Doch nicht immer ist Quantität gleich Qualität. Dressurausbilderin und Sportwissenschaftlerin Dr. Britta Schöffmann geht der Frage nach, was einen guten Ausbilder auszeichnet.

Dem Ausbilder kommt im Pferdesport eine Schlüsselrolle zu. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Schon die unterschiedlichen Begriffe lassen erahnen, dass es gar nicht so leicht ist, den einen richtigen (Reit) Lehrer zu finden. Falls es ihn über haupt gibt… Aber dazu später. Trai ner, Ausbilder, Reitlehrer, Coach – all das sind keine geschützten Berufs bezeichnungen. Jeder kann sich so nennen, egal, ob er etwas kann oder nicht. Das Führen derartiger Bezeichnungen ist nämlich kein Hinweis auf eine mit ordnungsgemäßer Prüfung abgeschlossene Ausbildung und auch kein Beweis besonderer Fach kompetenz. Heißt das im Umkehr schluss, dass alle mit einer anerkannten Ausbildung und Prüfung gute Ausbilder – der Einfachheit bleiben wir mal bei diesem Begriff – sind? Nein, nicht immer, denn gut oder we niger gut gibt es grundsätzlich auch nach PferdewirtPrüfung oder (DOSB anerkannter) AmateurTrainerqua lifikation. Allerdings haben diese immer eine Ausbildung durchlaufen und einen gewissen Kompetenznachweis in einer Prüfung erbracht.

Was ist gut?

Was aber zeichnet einen „guten Ausbilder” überhaupt aus? „Der Reitlehrer soll die Reitkunst im Rahmen seiner Aufgabe praktisch wie theoretisch beherrschen. Er muss mit Ziel und Gang der Ausbildung vollkommen vertraut sein, den Zweck, Aufbau und inneren Zusammenhang der einzelnen Lektionen und die bei ihrer Ausführung auftretenden Schwierig keiten und charakteristischen Fehler kennen. Nur ein Lehrer, der die Durchführbarkeit seiner Anforderungen selbst im Sattel beweist, wird das unbedingte Vertrauen seiner Schüler besitzen.“ Moderne Worte, allerdings bereits knapp 110 Jahre alt. Sie stammen aus der „Reitvorschrift“ von 1912 – der Vorläuferin der späteren Heeresdienstverordnung 12 – sind aber irgendwie immer noch aktuell und wichtig. Vor allem die Formulierung „im Rahmen seiner Aufgabe“, denn die ist im Vergleich zu 1912 heute sicher deutlich vielschichtiger.

Komplexität des Reitens

Waren es zu Zeiten der alten Reitvorschrift vor allem junge männliche Soldaten, die das Reiten erlernen bzw. verbessern sollten und damit eine relativ homogene Gruppe Lernender darstellten, so sieht sich der Ausbilder von heute einer viel breiter gefächer ten Schülerschaft mit den unterschied lichsten Motiven und Zielsetzungen gegenüber. Damit ist die Tätigkeit eines Ausbilders so vielschichtig wie die Reitschüler heute unterschiedlich sind. Ein Kind braucht eine andere Betreuung rund um Pferd und Reiten als ein Erwachsener, ein Späteinstei ger eine andere als ein über Jahre auf dem Pferderücken aktiver Jugendlicher, ein Anfänger eine andere als ein Turniersportler. Und selbst innerhalb dieser groben Einteilung gibt es noch unendlich viele individuelle Nuancen, gibt es beherzte Reiter und ängstliche, sportliche und unsportliche, schlanke und übergewichtige, junge und alte und und und. Hinzu kommen noch die verschiedenen Motive der Reiter, die von entspanntem Naturgenuss über ambitionierte Freizeitreiterei bis zum sportlichen Ehrgeiz reichen können. Und als ganz besondere Herausforderung für Ausbilder und Reiter darf natürlich das Pferd nicht vergessen werden, das in seiner Individualität ebenfalls einen Einfluss auf den Rei ter und dessen reiterliche Aktivitäten hat. Kein Sport ist so komplex wie das Reiten, weder was die Ausführung angeht, noch die Vermittlung!

Aktiv dabei, die Ausbilderin reitet quasi mit durch die Kegel. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Guter Unterricht ist keine Einbahnstraße, allerdings auch keine Diskussionsveranstaltung! Sachliche Lagebesprechung bei einer kurzen Schrittpause. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Ein Ausbilder, viele Talente

Der Reitausbilder sollte deshalb möglichst ein exzellenter Pferde mensch, ein hervorragender Reiter, ein guter Pädagoge und Psychologe und natürlich ein Vorbild sein. Und er sollte keinen Unterschied machen, ob er einen Anfänger oder einen Olympiasieger betreut. Der perfekte Reitausbilder als Eier legende Wollmilchsau? Ein wenig schon. Wohl dem, der ein solch seltenes Exemplar findet und von ihm unterrichtet wird. In der heutigen Zeit angesichts der großen Anzahl an Reitern (rund 2,3 Millionen allein in Deutschland) und der Vielschichtigkeit der Reiterei ist dies auf den ersten Blick kaum realisierbar, weder für den Schüler, noch für den Lehrer. Auf der Basis einer soliden Grundausbildung als Reiter und Ausbilder kann man jedoch fast immer Hilfestellung geben und sich durch ergänzende Qualifikationen auch spezialisieren.

Ausbildungswege

Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten:

• Ausbildung zum Pferdewirt (staatlich anerkannter Aus und Weiterbildungsberuf, der durch das Be rufsbildungsgesetz geregelt ist und in insgesamt fünf Fachrichtungen angeboten wird und bis zur Meisterprüfung führen kann)

• DOSBTrainerqualifikation (drei Lizenzstufen: Trainer C, B, A, je nach Interesse in den Bereichen Reiten, Fahren, Voltigieren, Westernreiten, Distanz reiten, Gangreiten, klassischbarocke Reiterei oder Islandpferdereiten/IPZVTrainer)

Umfassende Informationen zu den Ausbildungswegen gibt es im FN-Trainerportal unter www.pferdaktuell. de/trainerportal.

Realistische Selbsteinschätzung

So kann jeder Ausbilder versuchen, auf allen diesen Gebieten zumindest so gut wie möglich zu werden. Dazu gehören erst einmal Selbsteinschät zung, Selbstkritik und der Wille zu Weiterbildung. In Sachen Selbstein schätzung sollte sich jeder, der als Ausbilder anderen in der Reiterei etwas beibringen möchte, einmal fra gen, was er eigentlich wirklich selber kann. Und ob das, was man als Ausbil der kann, auch tatsächlich ausreicht. Immerhin liegt im Unterrichten eine große Verantwortung, denn fehler hafte Anweisungen verhindern nicht nur den Lernerfolg eines Schülers und schaden möglicherweise dem Pferd (was an sich schon schlimm ge nug wäre), sie können auch Leib und Leben gefährden!

Reflektieren ist wichtig

Selbstkritik – auf dem Rücken eines Pferdes eigentlich eine Grundvor aussetzung für harmonisches Wei terkommen. Aber auch in der Rolle des Lehrers sollte sich der Ausbilder immer wieder kritisch selbst hinter fragen: Setze ich mich genügend ein? Begegne ich meinem Reitschüler auf Augenhöhe? Nehme ich meinen Schüler und seine Anliegen ernst? Hole ich ihn genau da ab, wo er steht? Bin ich fördernd oder nur fordernd? Bin ich geduldig und verständnisvoll? Ist mein Unterricht motivierend oder vielleicht doch eher destruktiv? Hat sich mein Einsatz abgeflacht? Es gibt viele Fragen, die sich ein Ausbilder immer wieder stellen sollte. In der ehr lichen Beantwortung liegt oft schon der erste Schritt zur (Ver-)Besserung.

Die vielseitige Ausbildung von Pferd und Reiter ist eine der großen Herausforderungen für Ausbilder. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Gerade im Kinderreitunterricht legt der Ausbilder die Grundlagen für eine gute Ausbildung des Reiternachwuchses – und prägt seine Schüler als Vorbild und Fachkraft. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

FN-Trainerportal

Hier finden alle Ausbilder im Pfer desport und solche, die es werden möchten, umfassende Informa tionen nicht nur zu den Ausbil dungswegen, sondern auch zu Ergänzungsqualifikationen und anderen Angeboten zur Aus und Weiterbildung. Auch die Trainer ausbildungen der FN-Anschluss verbände werden hier erläutert. Außerdem bietet die Plattform für bereits geprüfte Trainer Zugang zum FN-Ausbildernetz, einem interak tiven Forum für mehr Austausch, Ideen und Motivation im Ausbildungsalltag. Ansprechpartnerin für das FN-Trainerportal und das FN-Ausbildernetz ist Ausbildungsreferentin Eva Lempa-Röller: Tel. 02581/6362173 oder EMail elemparoeller@fndokr.de

Die innere Einstellung

Überhaupt ist Verbesserung und damit Weiterbildung ein ganz großes Stichwort. So wie das Reiten ein le benslanger Lernprozess ist, so ist auch das Lehren kein statisches Konstrukt. So wie Wissenschaftler sich regelmäßig auf Kongressen und via Fachliteratur über die neuesten Entwicklungen und Erkenntnisse in ihrem Fachbe reich informieren, um auf dem neu esten Stand zu bleiben, so sollten sich auch Ausbilder – egal ob Amateur oder Profi – stetig weiterbilden. Der fachliche Austausch mit anderen Ausbildern, der Besuch von Seminaren, Vorträgen – inzwischen auch digital – und Lehrgängen sowie das Anstreben anerkannter Zusatz bzw. Ergänzungsqualifikationen (EQ) machen nicht dümmer. Die innere Einstellung auch selbst „lebenslang Lernender“ zu sein, ist jedem Ausbilder zu wünschen. Aus dieser inneren Einstellung heraus braucht es auch nicht immer großen Aufwand, um in die eigene Fort- und Weiterbildung zu investieren. Mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen und hier und da eine Formulierung oder ein sprachliches Bild, eine neue Übung oder einen anderen Aufbau mitnehmen, kann auch schon weiterhelfen. Denn eines muss klar sein: Auch bei den Reitausbildern ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Vielmehr ist es die Erfahrung, die die gestandene Trainerpersönlichkeit maßgeblich formt.

Nicht 08/15

Nicht 08/15 Je größer das Wissen und das Können jedes einzelnen Ausbilders, desto größer wird auch seine „Lösungsschublade“ fürs Unterrichten. Die Richtlinien für Reiten und Fahren der FN – die jeder Ausbilder gelesen haben sollte (!) – bieten dabei den roten Faden, das fachliche Konstrukt. Aber das reine Auswendiglernen der Inhalte genügt nicht. Der Ausbilder muss die geschichtlichen, physiologischen und biomechanischen Zusammen hänge der Reitlehre kennen und mit zunehmender Erfahrung verinnerlichen, muss individuell auf jeden Reitschüler eingehen und für jedes Pferd und jede Pferd-Reiter-Kombination die passende Herangehensweise und bei Problemen die passende Lösung parat haben. Deshalb ist es auch so wichtig, möglichst viele davon in besagter Schublade zu haben. Wer nur mit 08/15Standardanweisungen daherkommt, wird seine Reitschüler weder begeistern noch weiterbringen können.

Gutes Ausbilden fängt schon vor der Reitstunde an: Gerade Anfänger müssen noch viel über das Pferd und seine Bedürfnisse lernen. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Was zeichnet einen guten Ausbilder aus?

Das wünschen sich Reiter:

Lilly Roghmans (8), mehrfach Reiterwettbewerb gesiegt, Klasse E im Blick: „Ich möchte, dass die Reitlehrer nett zu mir sind. Und dass sie mich etwas reiten lassen, was nicht zu schwer ist und was mir Spaß macht. Und dass sie mir alles so erklären, dass ich das verstehe. Was ich nicht mag ist, wenn ich was Neues machen soll, das ich noch nicht kann, und die Reitlehrer dann schimpfen, wenn es nicht klappt.“

Kilian Kraft (18), erfolgreich bis S-Springen: „Von einem Ausbilder erwarte ich vor allem, dass er sich in Pferd und Reiter hineinversetzen kann und dass er dem Reiter bei Problemsituationen, die ja immer mal auf treten, helfen kann, sie zu lösen.“

Lena Backes (22), Dressur-Erfolge bis Grand Prix: „Ein guter Ausbilder ist für mich jemand, der sich individuell auf Pferd und Reiter einstellen kann und einem hilft, mit dem Pferd eine bessere Einheit zu werden. Er sollte nicht nur nach einem Schema F die Ausbildungsskala zitieren, sondern konkrete Lösungswege auf zeigen und neue Wege suchen, falls mal etwas nicht klappt. Ich finde persönlich Geduld auch sehr wichtig – und dass Pferd und Reiter weder über noch unter fordert werden.“

Birgit Mahlke (65), Freizeitreiterin bis 60, dann Turniere bis L: „Meine Reitlehrerin ist von der ersten bis zur letzten Minute bei mir, als würde sie hinter mir auf dem Pferd sitzen. Dabei lässt sie sich von nichts ablenken. Sie lässt einem keine Möglichkeit, sich nicht aufs Reiten zu konzentrieren, weil sie selber so konzentriert ist. Sie hat für jedes Problem eine anschauliche, individuelle Lösung, die auf Reiter und Pferd abgestimmt ist. Sie erklärt vieles in Bildern, so dass man es sich vorstellen kann. Für mich mit am wichtigsten: Wenn sie lobt, ist das ehrlich und ich bin mächtig stolz. Aber wenn etwas nicht gut ist, dann ist sie auch ehrlich – und das wertet ein Lob dann umso mehr auf. Ich brauche nämlich keinen Ausbilder, der mir immer nur sagt, ich sei gut.“

Das sagen Ausbilder:

Britta Berse (49), Trainer B, EQ Kinderreitunterricht, Gründerin/Inhaberin Familienreitschule Velbert: „Für mich ist ein guter Ausbilder empathisch und hat immer das Wohl des Pferdes im Blick. Er holt außerdem jeden Reiter – unabhängig von dessen Ausbildungsstand – dort ab, wo er sich gerade befindet und ist in der Lage, dem Reiter die klassische Reitlehre in Bildern und einfachen Beschreibungen näherzubringen.“

Ludger Schulze Niehues (63), Pferdewirtschaftsmeister Teilbereich Reiten, Inhaber der gleichnamigen Fachschule in Freckenhorst: „Der Ausbilder sollte über eine hohe fachliche Kompetenz verfügen und für seine Schüler Wegbegleiter und Wegweiser zugleich sein. Aus diesem Grund sind auch Vermittlungs- und soziale Kompetenzen enorm wichtig. Immerhin stellt Reiten für die Menschen ein Stück Lebensqualität dar, die es zu erhalten gilt. Immer natürlich im Sinne des Pferdes und seiner Bedürfnisse.“

Jörg Jacobs (45), Pferdewirtschaftsmeister, Tainer A, Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule Münster: „Ein guter Ausbilder muss fachlich kompetent sein. Er sollte über Empathie verfügen und ein Vorbild in all seinem Handeln sein, außerdem jederzeit motiviert und motivierend – eben ein vielseitiger moderner Pferdemensch.“

Vermittlungskompetenz

Das Wohl des Reiters sollte – neben dem des Pferdes – für den Ausbilder immer im Vordergrund stehen. Wo genau dieses Wohl liegt, ist je nach Reiter sehr verschieden. Während der eine Turniererfolge anstrebt, ist der andere beim rein freizeitlichen Reiten im Wald oder in der Reitbahn glücklich. Unterrichtet werden sollten sie alle, immerhin ist gutes Reiten der beste Tierschutz. Der Aufbau entsprechender Reitstunden ist da bei eigentlich recht ähnlich, besteht aus Aufwärmphase, Arbeitsphase und Entspannungsphase und orientiert sich dabei immer unter anderem an den Prinzipien „vom Leichten zum Schweren“, „vom Einfachen zum Komplexen“ und „auf Anstrengung folgt Erholung“. Die Inhalte und auch die Art der Vermittlung werden, nein müssen dagegen sehr unterschiedlich sein. Schon im Bereich des Anfängerunterrichts gibt es individuelle Herangehensweisen, abhängig davon, ob es sich um Kinder oder Erwachsene, Jungen oder Mädchen bzw. Männer oder Frauen handelt.

Motivation erhalten

Und in der Herangehensweise liegt letztlich, einfach ausgedrückt, der Unterschied zwischen „handlungsorientiertem“ und „anweisungsorientiertem“ Unterricht. Bei ersterem erwächst die Lernleistung aus der zunehmend eigenverantwortlichen Handlung, bei zweiterem aus der Erklärung bzw. Anweisung. Beides hat beim Unterrichten seine Berechtigung, auf die richtige Mischung und Verteilung kommt es an. Wichtig ist, dass der Reitschüler damit weder überfrachtet, noch unter oder über fordert und seine Motivation erhalten und gefördert wird. Die Freude am Lernen sollte immer oben stehen, egal auf welchem reiterlichen Niveau.

Theorie macht Spaß – und hilft den Kindern dabei, das Pferd zu verstehen. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Ganz andere Anforderungen an einen Ausbilder stellt der Fahrsport. Hier steigt dieser schon einmal selbst mit auf die Kutsche, um einen besseren Überblick über Leinen führung und Hilfengebung zu haben. Foto: Uwe Reder

Digitale Bildungskonferenz – Save the date

Sie ist seit Jahren ein fester Ter min im Kalender vieler Ausbilder in Deutschland: die FN-Bildungskonferenz. In diesem Jahr findet sie erneut digital statt und zwar am 14. Juni von 16 bis ca. 19.30 Uhr, moderiert von FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess. Thematisch wird sich die diesjährige Bildungskonferenz mit den vielschichtigen Themengebieten des Traineralltags befassen und über eine Livesequenz die Unterrichtserteilung aus der Trainerperspektive erläutern und diskutieren. Schließlich sind Trainer aktuell mehr denn je Schlüsselpersonen im Pferdesport. Gleichwohl werden die Anforderungen an sie immer vielfältiger.

Keine Einbahnstraße

Ein anderes wichtiges Stichwort ist Feedback, also die Rückmeldung vom Reiter. Unterricht ist keine Einbahnstraße, die nur in eine Richtung führt. Der Reiter sollte den Ausbilder fragen dürfen, wenn er mal was nicht verstanden hat. Aber auch der Ausbilder kann ruhig hin und wieder mal nachfragen, ob der Reiter inhaltlich auch verstanden hat, was er um setzen soll. Die „halbe Parade“ ist so eine typische Anweisung, häufig im Unterricht erwähnt und ebenso oft falsch vom Reiter umgesetzt. Die Frage an den Reiter wäre hier „Wozu gibst du vor dem nächsten Übergang eine halbe Parade und welche Hilfen gibst du dabei?“

Damit auch die Kleinsten schon eine vielseitige Grundausbildung erhalten, ist vom Ausbilder auch mal Kreativität und ein bisschen sportliche Anstrengung gefragt. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Die Mischung macht‘s

Bei allem Feedback sollte Unterricht allerdings nicht zu einer Diskussions-Veranstaltung verkommen. Reiten lernt man letztlich immer noch durch Reiten, nicht durch Diskutieren. Ob das Maß an Gespräch, Anweisung, Er fühlen oder Visualisieren über innere Bilder passt, erkennt der Ausbilder daran, ob sein Reitschüler motiviert ist und ob er sich weiterentwickelt. Das geht nur, wenn der Ausbilder das Individuum Reitschüler anerkennt und seinen Unterricht daran orientiert. Das Runterleiern auswendig gelernter Lehrsätze wie „Du musst dein Pferd von hinten nach vorn an die Hand heranreiten und zum Schwingen bringen“ bringt wenig und auch nur dann etwas, wenn der Reiter diese komplexe Hilfengebung aus einem gefestigten Sitz umsetzen kann.

Egal wie alt: Weiterbildung – ob online oder nicht – ist auch für Ausbilder im Pferdesport unerlässlich. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Die Basics der Springausbildung sollte jeder gute Ausbilder lehren können. Werden die Anforderungen schwerer, gibt es auch unter den Ausbildern Spezialisten. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Buchtipp: Neu im FNverlag

Das „FN-Handbuch Lehren und Lernen im Pferdesport“ ist das Nachschlagewerk für alle Aus bilder und solche, die es werden wollen. Die komplett überarbei tete und aktualisierte Neuauflage vermittelt umfassende Kenntnisse zur Reit und Trainingslehre und gibt konkrete Hinweise zur zielge richteten Unterrichtsgestaltung. Grundlagen der Sportwissenschaften, Pädagogik und Psychologie bereiten die Trainer auf die besonderen Anforderungen unterschiedlicher Zielgruppen vor und liefern fundiertes Fachwissen. Angehende Ausbilder unterstützt das Buch bei der Prüfungsvorbereitung, erfahrene Ausbilder erhalten neue Impulse und Ideen für die Unterrichtsgestaltung.

Hinweis: Wir verlosen fünf Exemplare dieses Standardwerks für Ausbilder auf der „Ehrenrunde“.

 

Lehren und Lernen

Was alles beim Unterrichten nötig und möglich ist, worauf der Lehrer in Sachen Unterrichtsplanung, -gestaltung und -analyse achten muss und welche zusätzlichen Mittel (Trainingspläne, Apps, Einsatz neuer Me dien u.ä.) er wann einsetzen kann, ist ein so großes Feld, das den Rahmen eines Artikels sprengen würde. Dafür gibt es Literatur, wie beispielsweise das FN-Handbuch „Lehren und Lernen im Pferdesport“. Hier kann sich jeder, der unterrichtet, die notwendigen Anregungen holen. Aber auch hier gilt: nicht auswendig lernen, sondern verstehen, verinnerlichen und anwenden. Damit guter Unterricht entstehen kann, der aus einem Reitschüler einen mündigen Reiter und einen Pferdemenschen macht. Ganz im Sinne des Pferdes.

Dr. Britta Schöffmann

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