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Neuerscheinung im FNverlag: Besser Reiten, Teil 3

Brücke zu den Richtlinien

FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess hat seine Lehrreihe „Besser Reiten“, einer der Bestseller aus dem FNverlags-Programm, um einen dritten Band erweitert. Warum es einer Fortsetzung bedurfte und welche neuen Schwerpunkte Hess in dem dritten Buch gesetzt hat, erläutert er im Interview.

PM-Forum: Die ersten beiden Bände von „Besser Reiten“ haben bereits nahezu jedes reiterliche Problem thematisiert. Was erwartet den Leser nun im dritten Buch?

Christoph Hess: Ich bekomme ständig Fragen, per Post oder per E-Mail, zu Problemen, die die Reiter umtreiben. Viele sind in der Situation, dass ihnen die Kontinuität und die richtige Anleitung in ihrer eigenen Ausbildung und der des Pferdes fehlen. Dieser Mangel führt häufig in eine Sackgasse, in der es für Mensch und Pferd einfach nicht weitergeht. Sicher haben wir mit unseren Richtlinien für Reiten und Fahren ein sehr wertvolles Werk, aber die Lektüre ist anspruchsvoll und „trocken“. Man fühlt sich nicht genug emotional angesprochen. Das genau ist der Punkt: Ich will mit dem dritten Band das Reiten mehr gefühlsmäßig vermitteln und so eine Brücke schlagen zu den Richtlinien. Wir haben hier mit sehr schönen und ansprechenden Fotos gearbeitet.

PM-Forum: Darf man darunter so etwas wie eine „Gefühls-Reitlehre“ verstehen?

FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess, Foto: FN-Archiv

Hess (lacht): Ich versuche reiterliches Gefühl zwischen zwei Buchdeckeln zu vermitteln. Es werden konkrete Fragen zu einzelnen Problemstellungen beantwortet. Im dritten Band richte ich den Fokus mehr auf die Befindlichkeit des Pferdes. Das heißt, ich versuche ein Thema aus der Sicht des Pferdes zu sehen. Mein intensiver Kontakt zu Linda und Pat Parelli und deren natural horsemanship hat mich dahingehend beeinflusst. So folge ich in dem dritten Band viel mehr als in den Vorgängern dem Ziel, das Verständnis fürs Pferd zu erhöhen und aus diesem Verständnis das Reiten fürs Pferd besser und damit gefühlvoller zu machen. Der Ansatz ist also ein anderer als bei einem klassischen Lehrbuch. Ich will den Menschen vermitteln, warum ein Pferd unter dem Sattel so oder eben anders reagiert. Was muss ich als Reiter tun, damit ich meinem Pferd helfen kann, das gewünschte Verhalten bzw. die gewünschte Leistung zu zeigen. Kommandos wie „Daumen dachförmig“ oder „Absatz tief“ kommen bei den Reitschüler nicht wirklich an, weil sie ihre Bedeutung oftmals nicht verstehen.

PM-Forum: Sie geben sehr viele Seminare und Lehrgänge im In- und Ausland. Haben Sie den Eindruck, dass die Menschen heute anders reiten lernen wollen als früher?

Hess: Dadurch, dass unser Sport zur übergroßen Mehrheit von Mädchen und Frauen ausgeübt wird, hat sich in der Tat vieles verändert. Frauen lernen anders als Männer, sie lernen gefühlsbetonter. Das bedeutet für den Reitunterricht, dass ich als Ausbilder viel mehr Rücksicht auf die emotionale Befindlichkeit der jugendlichen und erwachsenen Reitschülerin nehmen muss. Eine Frau will sich wohl fühlen, sie will sich und ihr Pferd in einer Atmosphäre von Vertrauen und Fairness gut aufgehoben wissen. Unverständliche Kommandos haben da nichts zu suchen. Für einen Reitlehrer ist das eine großartige Herausforderung, seinen Schülern das Zusammenspiel von Mensch und Pferd so zu erklären, dass sie es rational begreifen und zugleich emotional mit sich im Reinen sind, weil sie eben das Gefühl haben, dass diese Reitstunde ihnen und ihren Pferden gleichermaßen gut tut. Letztlich will doch jeder Reiter die Harmonie zwischen sich und seinem Pferd.

11.15_19_BesserReitenTitel: Besser Reiten – Von der Basisausbildung zum feinen Reiten
ISBN: 978-3-88542-885-5
Typ: Buch
Erschienen: 1. Auflage 2015
Seiten: 184 Seiten, viele farbige Fotos und Illustrationen
Maße: 168 x 240 mm, kt. Broschurausgabe
Preis: 17,90 Euro

 

Das Buch kann beim FNverlag bestellt werden unter:
www.fnverlag.de und ist zudem im Buchhandel oder im Reitsportfachhandel erhältlich.

PM-Forum: Mancher Reitlehrer, der dieses Interview liest, wird vielleicht die Augen verdrehen. Haben Sie keine Sorge, dass man Sie in die „Weichei-Ecke“ stecken könnte?

Hess: Nein, ganz und gar nicht, weil ich mir sicher bin, dass wir manchmal anders mit unseren Reitschülern umgehen müssen. Die meisten Leute sind heute weit weg von Natur und Tierkontakt. Sie sind vielfach vom Job gestresst, leben in einer medialen Welt, kommunizieren über ihre Smartphones und die sozialen Netzwerke – und dazwischen wird eine Stunde Reiten eingeschoben. Man muss heute viel individueller auf den Einzelnen eingehen und zugehen. Reitunterricht hat einen deutlich höheren pädagogischeren Ansatz als noch vor zwei Jahrzehnten. Der fachlich gute Unterricht und das richtige Vermitteln von Reiten muss aber auch den Spaßfaktor beinhalten. Und all das habe ich versucht, im dritten Band stärker herauszuarbeiten.

Das Gespräch führte
Susanne Hennig.

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